Remscheid Wirtschaft in der Talsohle

Remscheid · Laut einer Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer geht es der Industrie nicht besonders gut. Der Handel jedoch provitiert noch von einem freundlichen Konsumklima.

Die Betriebe im Bergischen Land erwarten für das laufende Jahr eine Verbesserung der Wirtschaftslage. Das offenbart eine Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Wuppertal-Solingen-Remscheid, deren Ergebnisse gestern in Wuppertal vorgestellt wurde. Allerdings ist die Ausgangslage für den Aufschwung denkbar schlecht: Im vergangenen Jahr mussten die Mitgliedsbetriebe Umsatzeinbrüche zwischen 20 und 40 Prozent hinnehmen. Das sagte IHK-Präsident Friedhelm Sträter.

Wie ist die gegenwärtige Lage? Seit Herbst vergangenen Jahres hat sie sich kaum verbessert. Jedes zweite Unternehmen im IHK-Bezirk beurteilt seine aktuelle Geschäftslage als "schlecht", weniger als jedes zehnte bezeichnet sie als "gut". Zur letztgenannten Gruppe zählt insbesondere der Handel, der 2009 noch von einem freundlichen Konsumklima profitieren konnte. In der Industrie hingegen liegt der Anteil derjenigen Unternehmer, die sich in einer schlechten Lage sehen, sogar bei 68 Prozent.

Wie sieht die Situation in Remscheid aus? In der Werkzeugstadt sind die Umfragewerte im Vergleich zu Solingen und Wuppertal am schlechtesten. "Das dürfte daran liegen, dass Remscheid mit seinen Kernbranchen Maschinenbau und Werkzeugindustrie sowie der Metallerzeugung erst relativ spät in den Sog der Finanz- und Wirtschaftskrise geraten ist", vermutet Sträter. Während Solingen und Wuppertal die Talsohle schon durchschritten haben, steckt die Remscheider Wirtschaft noch mittendrin.

Wie sind die Aussichten für die Zukunft? Die Hälfte der befragten Unternehmen erwartet im laufenden Jahr keine Veränderung, aber immerhin 35 Prozent rechnen mit einem Aufschwung. IHK-Präsident Sträter, zugleich Solinger Unternehmer, ist hingegen nicht ganz so optimistisch, wie diese Zahl klingt: "So lange die Industrie nicht in den Tritt kommt, glaube ich nicht, dass die Konjunktur signifikant anspringen wird. Wir werden uns einigeln müssen in der Situation. Es geht um einen Überlebenskampf. Es geht darum, zahlungsfähig zu bleiben."

Welche Auswirkungen hat das auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt? 84 Prozent der Industriebetriebe haben zurzeit nicht ausgelastete Kapazitäten. 41 Prozent glauben, dass im laufenden Jahr die Beschäftigung sinkt, 49 Prozent gehen davon aus, dass das Niveau gleich bleibt. Besser sehen die Zahlen in Sachen Ausbildung aus: 83 Prozent der Unternehmen erwarten, dass sie das Ausbildungsniveau des vergangenen Jahres halten. Allerdings ist 2009 die Zahl der Lehrstellen bereits um 15 Prozent gesunken.

(RP)
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