Serie Mein Remscheid "Wir sind der Stadtteil mit kurzen Wegen"

Remscheid · Gerhard Röttger, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Hasten, beschreibt die Mentalität der Bürger in diesem Stadtteil mit folgen Worten: "Wir reden nicht lange, wir packen an." So entsteht Zusammenhalt über die Jahre.

 Gerhard Röttger in seinem Blumenladen in Hasten.

Gerhard Röttger in seinem Blumenladen in Hasten.

Foto: Jürgen Moll

Gerhard Röttger ist das Gesicht Hastens, auch wenn sich der 69-Jährige selbst als Person nicht gern in den Mittelpunkt stellt. Seit gut 20 Jahren führt der gelernte Florist als Vorsitzender die Interessengemeinschaft (IG) Hasten an und sorgt mit seinen Mitgliedern für Bewegung, Schwung und Zusammenhalt in der Filiale.

"Das besondere an Hasten?", wiederholt Röttger die ihm gestellte Frage, den Blick in die Ferne schweifend. Tausend Gedanken scheinen ihm in diesen Moment durch den Kopf zu schießen: "Hier gab es schon immer viele fleißige Leute, die den Stadtteil vorangetrieben haben. Wir reden nicht lange, wir packen an."

Es ist das aktive Vereinsleben, was, neben einer langen Historie und der Bedeutung des Stadtteils für die Industriegeschichte Remscheids, den Hasten heutzutage maßgeblich für ihn ausmacht, sagt Gerhard Röttger. "Wir haben hier viele aktive Vereine. Neben der IGH sind das zum Beispiel Hasten für Hasten, der Bescherungsverein, der Steffenshammer, die Hastener Feuerwehr und unseren Sportverein", zählt er auf. Sie alle gehören zu den "gewachsenen Strukturen" im Stadtteil. "Auch unsere Infrastruktur ist hier sehr gut: drei öffentliche Buslinien, in 15 Minuten kann ich in einem ICE-fähigen Bahnhof sein, in 45 Minuten am Flughafen, und in wenigen Minuten in der schönen Natur, an Bächen und Wald."

Der 69-Jährige ist in der Filiale geboren und aufgewachsen und führt das von den Eltern vor über 60 Jahre aufgebaute Blumengeschäft an der Hastener Straße. Den Einzelhandel in seinem Stadtteil am Leben zu erhalten ist nicht nur ein persönliches, unternehmerisches Ziel Röttgers. Es macht den Hasten auch lebenswerter: "Wir sind der Stadtteil der kurzen Wege."

Die Produkte des täglichen Bedarfes werden fußläufig von mehreren Discountern und Supermärkten abgedeckt. Ein Drogeriemarkt am alten Hastener Bahnhof rundet das Angebot ab. Weitere Märkte (ein weiterer Discounter, ein Markt für Bioprodukte und eins für Tierbedarf) werden derzeit auf dem ehemaligen Fabrikgelände der Firma Honsberg errichtet. Und eine weitere Bäckerei kommt hinzu. "Hier bekommen wir alles, was wir täglich brauchen und darüber hinaus", fasst Röttger zusammen.

Kleinere und mittelständische Handwerksbetriebe sind vor Ort. "Hier kennt man noch seinen Elektriker persönlich." Das schätzen die Hastener. Auch einige Dienstleister sind dem Stadtteil treu geblieben, kleinere Imbisse, Friseure und ein Bestatter.

Die Kneipenszene, gibt dann auch Röttger zu, ist nicht mehr das, was sie mal war, "aber zumindest haben wir vor der Haustür noch einige Orte, wo man gut essen und trinken kann." Heute gilt der Hasten mit dem historischen Zentrum aus Werkzeugmuseum, Haus Cleff und dem städtischen Archiv, als Gedächtnis der Stadt. "Aber ein sehr lebendiges", betont der 69-Jährige. Was den Hastenern an Szenetreffs fehlt, machen sie durch eigenen Schulterschluss wett.

Der Geselligkeit frönen sie bei Sommer- und Hoffesten, Weihnachtstreffs und der mehrtägigen Sause der Hastener Löscheinheit. Die IGH, die 1994 als Nachfolger des Hastener Verkehrsvereins gegründet wurde, kümmert sich seit je her um die Weihnachtsbeleuchtung und versucht es im Stadtteil, durch Bepflanzung und Aktivitäten hübsch und gesellig zu halten.

(RP)
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