Remscheid "Wir haben nur noch unser Leben"

Remscheid · Bewohner des Brandhauses an der Neuenkamper Straße sind mittellos/ Spendenaktion der Caritas

 Außer ihren Rollstühlen ist Benno Ostrowski (rechts) und Thorsten Inhetveen nichts geblieben. Kleidung erhielten sie von der Caritas. In ihre verrauchten Wohnungen an der Neuenkamper Straße können sie nicht zurück.

Außer ihren Rollstühlen ist Benno Ostrowski (rechts) und Thorsten Inhetveen nichts geblieben. Kleidung erhielten sie von der Caritas. In ihre verrauchten Wohnungen an der Neuenkamper Straße können sie nicht zurück.

Foto: Jürgen Moll

Das karierte Hemd und die Jeans sind frisch gewaschen und gebügelt. Beides hat Benno Ostrowski von Mitarbeitern der Caritas erhalten. Als er in der Nacht zum Mittwoch in der Notschlafstelle an der Schüttendelle eintraf, war er in Decken gehüllt. In Unterhemd, Unterhose und Socken hatten ihn Feuerwehrmänner in seinem Rollstuhl aus der ersten Etage des brennenden und verrauchten Wohnheims an der Neuenkamper Straße getragen. Unterhemd, Unterhose, ein paar Socken - und eben der Rollstuhl, das ist dem beinamputierten Mann geblieben "Wir haben nur noch unser Leben", sagt der 61-Jährige und blickt ins Leere.

Insgesamt 13 Männer hatte die Feuerwehr in der Nacht zum Mittwoch aus dem brennenden Wohnheim an der Neuenkamper Straße gerettet. Dort war eine Dachwohnung ausgebrannt. Der Bewohner, ein 53-jähriger Mann, wurde mit schweren Rauchvergiftungen in das Aachener Uniklinikum gebraucht und dort in einer Überdruckkammer behandelt. Ihm gehe es den Umständen entsprechend gut, berichtet Polizeisprecher Stefan Weiand. Nach einem ersten Bild, das sich Brandermittler und ein Sachverständiger in dem Haus gemacht hätten deute vieles auf fahrlässige Brandstiftung hin - "eine glimmende Zigarette etwa", sagt der Polizeisprecher. Gewissheit gebe es aber noch nicht. Das Haus ist unbewohnbar. Die Polizei schätzt den Brandschaden auf rund 50.000 Euro. Der Vermieter der insgesamt vier Häuser des Beherbergungsbetriebes hatte zugesagt, für die nun obdachlosen Männer im Laufe der kommenden Tage Ersatzwohnungen in Nachbarhäusern zu finden. Bis dahin müssen acht von ihnen in der Notunterkunft bleiben, dort werden sie auch versorgt.

Die übrigen seien bei Freunden oder Bekannten untergekommen, berichtet Ute Schlichting von der Fachdienstleitung des Caritasverbands. Der Verband hat nun zu einer Spendenaktion aufgerufen. Dringend benötigt werden T-Shirts (Größe 48-50), Unterwäsche, Jeans, Socken (42-44), Pullover und Sweat-Shirts (48-50). Ebenso Töpfe und Pfannen, Besteck, Handtücher undBettwäsche für die Zeit nach dem Wiedereinzug in eine neue Bleibe. Denn die Männer haben ihren gesamten Hausstand verloren. Auch Geldspenden werden gerne genommen für Dinge des täglichen Bedarfs. "Wir brauchen ein wenig Geld, etwa für Tabak", sagt Ostrowski. "Schließlich wollen wir uns hier nicht den ganzen Tag durchschnorren." Sein Mitbewohner Thorsten Inhetveen (47) nickt zustimmend. Auch er sitzt im Rollstuhl und ist dringend auf Unterstützung angewiesen.

Die Caritas nimmt Spenden im Tagescafé, Schüttendelle 40a entgegen. Mo-Fr 8 bis 14 Uhr, Sa/So 8-12 Uhr, Telefon 02191-929606

(bu)
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