Remscheid Wiener verzaubert mit begnadetem Gitarrenspiel

Remscheid · Markus Schlesinger spielte vor kleinem Publikum im Rotationscafé - König Fußball war zeitgleich seine Konkurrenz.

Bei der Planung von Konzerten kann man nie wissen, wie das Wetter wird, ob König Fußball mit einem spannenden Finale in die Quere kommen kann oder schlicht und ergreifend in der Nähe andere Veranstaltungen die Musikfreunde weglocken. Der Wiener Gitarrist Markus Schlesinger erlebte das am eigenen Leib. Bei seinem Auftritt am Samstag im Rotationscafé spielte der versierte Musiker nur vor kleinem Kreis, obwohl seine großartige Leistung wesentlich mehr Gäste verdient gehabt hätte.

"Willkommen zur Konkurrenzveranstaltung zum Champions League Finale", begrüßte der Musiker mit wienerischer Zunge die Gäste und machte gleich deutlich, dass er sich die gute Laune nicht verderben ließ. Dazu hatte er auch gar keinen Grund. Sein Gitarrenspiel war viel zu begnadet, um während des Konzerts so etwas wie schlechte Stimmung aufkommen zu lassen. Oft genug klang es so, als würden gerade zwei Gitarristen im Duett aufspielen - und das auch noch mühelos.

Selbst die kompliziertesten Stellen gingen Schlesinger einfach von der Hand. Stimmlich überraschte der junge Musiker zudem mit einem rauen Organ, das wie gemacht war für die zahlreichen Songs mit Blues-Einfärbung.

Als Inspiration dienen dem Wiener alltägliche Erlebnisse, seien es mal die kleinen oder auch mal solche, die das ganze Leben auf den Kopf stellen können. "Das nächste Lied handelt davon, wie ich überlegt habe, ob ich Musiker werden oder meinen alten Job behalten soll", kündigte Schlesinger mit dem Titel "Change" ein Instrumentalstück an, was von einer sanften Melancholie lebte. "Du hast die richtige Wahl getroffen", meinte ein Gast lobend. Dass dem Wiener das Ruhige gut lag, bewies er auch mit einer sehr gefühlvollen Adaption von Bob Dylans "All along the Watchtower", bevor er auch die Beatles "verschlesingerte", wie er seine Form der Neuinterpretationen augenzwinkernd bezeichnete.

Als Salz in der musikalischen Suppe erwiesen sich zudem die sehr humorvollen und überraschenden Ansagen. So bezeichnete Schlesinger Bob Dylan gar als "aufstrebenden Singer- und Songwriter aus den USA".

Der laute Applaus der Besucher war hingegen kein Scherz, sondern der gerechte Lohn für ein sehr gelungenes Konzert.

(RP)
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