Remscheid Wetter macht Mensch und Tier zu schaffen

Remscheid · Ortslandwirt Rolf Felbick bleibt misstrauisch. Auch wenn die beiden vergangenen Tage etwas wärmer waren als die Wochen zuvor, will er noch warten, bis er seine Wiesen mäht. Denn um aus dem Heu sogenannte Silage als Futter für seine Kühe herzustellen, muss es trocken sein, sonst fault es.

 Der Remscheider Landwirt Markus Kempe hat eine Damwild-Herde. Weil das Gras auf den Wiesen noch nicht ausreicht, muss er zufüttern – völlig unüblich zu dieser Jahreszeit. An ein so lang anhaltendes, schlechtes Wetter Ende Mai kann er sich nicht erinnern, sagt der 58-Jährige.

Der Remscheider Landwirt Markus Kempe hat eine Damwild-Herde. Weil das Gras auf den Wiesen noch nicht ausreicht, muss er zufüttern – völlig unüblich zu dieser Jahreszeit. An ein so lang anhaltendes, schlechtes Wetter Ende Mai kann er sich nicht erinnern, sagt der 58-Jährige.

Foto: Nico Hertgen

Doch schon für die kommenden Tage ist wieder Regen angesagt: "Die Vegetation hinkt der Jahreszeit zwei Wochen hinterher", sagt Felbick. "Die Maisfelder sehen traurig aus."

Auch den Tieren macht die kühle und feuchte Witterung zu schaffen. Weil seine Weiden noch nicht genügend Futter hergeben, muss Züchter Markus Kempe seine Damwild-Herde mit eigenen Vorräten füttern. Auch das freilaufende Wild, das Kempe jetzt als Jäger in den Wäldern schießt, trage sichtbare Spuren des langanhaltend kalten Wetters: "Es ist sehr mager. Man merkt, dass die Tiere einen harten Winter hatten", berichtet Kempe.

Da haben es die Menschen besser: Sie können in ihren eigenen vier Wänden per Thermostat für wohlige Wärme sorgen. Gesetzlich gilt: Vermieter müssen die Zentralheizung auch dann eingeschaltet lassen, wenn die von Oktober bis April währende Heizperiode vorbei ist — vorausgesetzt, die Außentemperaturen erreichen mehrere Tage hintereinander nicht mehr als 18 Grad. Das sagt Wolfgang Seepold, Geschäftsführer der Eigentümerschutzgemeinschaft Haus & Grund Remscheid. Seepold rät jedoch zugleich, die Abschlagszahlungen für dieses Jahr der längeren Heizperiode anzupassen: "Der Energieverbrauch ist allein schon von Januar bis April dieses Jahres acht Prozent höher als im Vorjahreszeitraum", warnt er. Um hohe Nebenkostennachzahlungen zu vermeiden, sollten "die Vorauszahlungen realistisch gestaltet werden".

Auf besseres Wetter warten auch Remscheids Gastwirte. "Es wäre schön, wenn wir mal unsere Terrasse nutzen könnten", sagt Ulrike Schmalbein, Mitinhaberin des Hotel-Restaurants "Wuppertaler Hof". 30 Plätze mit Blick auf das herrliche Diepmannsbachtal kann sie im Freien anbieten, 70 sind es in den Innenräumen. Zwar bleiben auch bei regnerischem Wetter die Gäste nicht aus, berichtet Schmalbein. "Doch die Leute sind lockerer und zufriedener, wenn sie mal draußen sitzen können."

Das weiß auch bei Landwirt Markus Kempe, der Fleisch- und Wurstwaren an einem Marktstand anbietet: Bei schlechtem Wetter zählt er weniger Kunden, und "mein gesamtes Grillsortiment wird zurzeit gar nicht gefragt", erzählt er. Stattdessen verkauft er immer noch viel Wild — eigentlich ein klassisches Wintergericht.

Eine Saure-Gurken-Zeit durchlebt auch der Textil-Einzelhandel. "Die Einkaufskraft ist nicht so, wie wir es gewohnt sind", erzählt Ulrike Hasenbeck, Filialleiterin von C & A., Sie beobachtet, dass ihre Kunden verstärkt Outdoor-Jacken nachfragen — warm und regenabweisend. Doch wer weiß, vielleicht wird es in dem Modehaus heute Abend noch so richtig gemütlich: C & A lädt von 20 bis 22 Uhr zur "Ladies Night" ein. Vielleicht erwärmen die Rabatte ja das Herz der Damen.

(RP/ac/top)
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