Remscheid Wenn Gemälde zum Leben erwachen
Remscheid · Die Bilderwelt von Vincent van Gogh ist das Thema im Stück von Haases Papiertheater.
Der Lehrer und Sammler Walter Röhler fasste das "Papiertheater" Mitte des 20. Jahrhunderts als "kleine Bühne aus Papier, auf der sich eine Menschenbühne modellartig nachahmen lässt" zusammen. Also eine Theaterbühne in klein sozusagen. Und genau das ist es, was Sieglinde und Martin Haase aus Remscheid vor gut 15 Jahren in einem Spielzeugmuseum in Süddeutschland zum ersten Mal gesehen haben - und was sie bis heute nicht mehr losgelassen hat.
"Die Technik aus dem 19. Jahrhundert hat uns so dermaßen fasziniert, dass wir uns diesem Hobby gewidmet haben", sagte Martin Haase vor Beginn der Aufführung des selbst geschriebenen Stücks "Die Farben des Südens" am Freitagabend im Theaterraum im Souterrain ihres Hauses, der einer kleinen Besuchergruppe Platz bietet.
Es geht um die Bilder von Vincent van Gogh", erklärte Martin Haase. Die Rahmenhandlung des etwa 40-minütigen Theaterstücks waren Briefe des großen holländischen Meisters an seinen Bruder Theo, die Martin Haase ausschnittsweise vorlas. "Mich haben diese Briefe vor allem deswegen fasziniert, weil sie einen Einblick in das nicht immer einfache Seelenleben des Künstlers geben. Oft hat sich van Gogh mit anderen Malern, etwa Claude Monet, verglichen - und ist dabei nie gut weggekommen", sagte Martin Haase.
Faszinierend war es dann zu sehen, wie sich die zunächst zweidimensionalen Bilder auf einmal nach hinten in die Dreidimensionalität erweiterten, und Pferdewagen, Windmühlenflügel, Passanten oder Straßenlaternen zum Leben erwachten. Der Ablauf war dabei durchstrukturiert: Zuerst las Sieglinde Haase einige Details aus dem Leben van Goghs vor, biographisch um die Entstehung des jeweiligen Werks angesiedelt. Dann las ihr Mann eine Passage aus den Briefen vor, in denen sich der Künstler stets überaus selbstkritisch und unzufrieden mit sich selbst an seinen Bruder und (finanziellen) Unterstützer wandte.
Ein leicht bewegtes Windspiel war dann der Startschuss für das bewegte Bühnenbild, während Martin Haase auf der Gitarre selbstkomponierte Stücklein präsentierte, die wunderbar zur Malerei van Goghs passten. Das war klein, das war zerbrechlich, das war aber auch alles unglaublich faszinierend und spannend, was sich da auf der Bühne abspielte, die etwa so groß wie ein modernes Fernsehgerät und doch mit einem Detailreichtum gesegnet war, das den Zuschauer einfach nur in seinen Bann zog.