Feuerwehrchef Guido Eul-Jordan Weniger Brände, heftige Stürme und viele einsame Alte

Remscheid · Wir haben mit Feuerwehrchef Guido Eul-Jordan über Hitze-Einsätze, Nachwuchsprobleme und Perspektiven der Feuerwehr in Remscheid gesprochen.

 Feuerwehrchef Guido Eul-Jordan

Feuerwehrchef Guido Eul-Jordan

Foto: Hertgen, Nico

Die Hitzewelle vergangener Tage hat Sie sicher gut beschäftigt.

Eul-Jordan Der Rettungsdienst war gut ausgelastet. Vor allem die Temperaturdifferenzen schlagen auf den Kreislauf.

Also kein Urlaub für die Feuerwehr?

Eul-Jordan Nein. Zum erhöhten Einsatzaufkommen im Rettungsdienst kommt noch die Waldbrandgefahr. Aus unserer Sicht gibt es keine Entlastung in der Ferienzeit.

Die Feuerwehr Remscheid ist eine moderne Stadtfeuerwehr. Wie ist sie personell aufgestellt?

Eul-Jordan Wir haben hier auf der Hauptwache Auf dem Knapp, die sich nahezu exakt im geografischen Mittelpunkt der Stadt befindet, 138 Feuerwehr-Beamte. Dazu kommen 220 Einsatzkräfte in den sieben Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr, die sich strategisch mit ihren Wachen um die Hauptwache gruppieren.

Welche Rolle spielt die Freiwillige Feuerwehr?

Eul-Jordan Eine sehr wichtige. Die Berufsfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr bilden zusammen die Feuerwehr Remscheid. Die Freiwilligen werden bei Großeinsätzen gebraucht, etwa auch bei sogenannten kritischen Brandeinsätzen, bei denen Menschen in akuter Gefahr sind. Ebenso bei Feuern in Sonderobjekten wie Krankenhäusern, Altenheimen und Schulen. Aber auch bei Bränden im Wald oder in Fabriken sind sie gefragt. Ohne die Freiwilligen könnten wir nicht arbeiten. Wenn unsere Einsätze länger dauern, besetzen Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr die Hauptwache, damit sie schneller reagieren können. Auch bei überörtlichen Einsätzen wie etwa bei Flutkatastrophen sind Freiwillige wichtig. Das sieht das seit der Fußball-WM 2006 gültige Landeskonzept vor. Wir bilden mit Wuppertal und Solingen als Bereitschaft 5 eine Einheit. Das Konzept hat sich in NRW bestens bewährt.

Gibt es Nachwuchsprobleme?

Eul-Jordan Der demographische Wandel ist spürbar. Für die neun Brandmeisterstellen gibt es weiterhin eine große Nachfrage. Wir rechnen mit 300 Bewerbern. Der Beruf ist also attraktiv. Bei den Freiwilligen Feuerwehren haben wir die Jugendarbeit intensiviert. Wir haben fünf Jugendfeuerwehren mit insgesamt 125 Kindern zwischen zehn und 18 Jahren. Die Übernahmequote ist uns wichtig und gilt als Gradmesser für den Erfolg. Jeder zweite Jugendliche geht in die Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr über. Das ist eine gute Quote.

Was hat sich in den letzten Jahren im Aufgabenspektrum verändert?

Eul-Jordan Die Verteilung der Einsätze. Inzwischen haben wir rund 1200 technische Hilfeleistungen und nur noch 300 Brandeinsätze im Jahr. Dass es mehr technische Hilfeleistungen gibt, mag am Klimawandel liegen. Unwetter und Stürme wie Kyrill schlagen heftig zu, das führt zu großen Flächeneinsätzen. Dann müssen wir schnell entscheiden, wo wir welche Mittel einsetzen. Dass es weniger Brände gibt, führe ich auf eine verbesserte, systematische Branderziehung etwa in Kindergärten und Schulen zurück, aber auch technische Sicherungen wie Rauchmelder sind hilfreich. Zugenommen haben Einsätze, zu denen wir gerufen werden, wenn Personen allein und hilflos hinter verschlossenen Wohnungstüren liegen. Das hat es früher, als Nachbarschaft und Familie noch groß geschrieben wurden, seltener gegeben. Die Menschen werden offenbar nicht nur älter, sondern auch einsamer.

Ist die Remscheider Feuerwehr immer noch ein Männerclub?

Eul-Jordan Ja.

Woran liegt das?

Eul-Jordan Von derzeit 104 Bewerbungen bei der Berufsfeuerwehr sind nur vier Prozent Frauen. Das hat viele Gründe. Ein Handwerksberuf ist weiter Voraussetzung. Die Wache ist für beide Geschlechter ausgelegt, die Eignungsprüfung ist für Männer und Frauen gleich - und bisher hat sie in Remscheid noch keine Frau geschafft. Doch gibt es eine Notärztin und Frauen im Krankentransport, ebenso Verwaltungsmitarbeiterinnen, die selbstverständlich auch zur Feuerwehr gehören.

Was sind Ihre Zukunftsprojekte?

Eul-Jordan Wir wollen bis zum 1. April einen ordentlichen Grundlehrgang für den Brandmeister zusammenbekommen. Der Neubau des Gerätehauses Lüttringhausen steht im Frühjahr 2016 auf dem Plan. Vorbild ist das Gerätehaus Hasten. Sollte das DOC kommen, so muss das Gerätehaus in Lennep weichen. Ersatz soll es an der Schlachthofstraße, Ecke Karlstraße, geben. Dort wurde für uns ein Grundstück reserviert.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERND BUSSANG

(RP)
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