Remscheid Wehmut, Wein und Wolkenbruch

Wuppertal · Manchmal passt einfach alles zu einem Konzert, sogar das schlechte Wetter. Genau so war's beim Auftritt der Fado-Sängerin Ana Moura und ihrer Band im Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden am Samstag. Die 31-jährige Portugiesin erschien im dunklen, langen Glitzerkleid wie eine Göttin nächtlicher, elegischer Träume. Ihren sinnlichen, nie überbordenden, aber mit viel Gefühl durchtränkten Gesang begleiteten in tropfende Melancholie gegossene Saitenklänge ihrer ebenso in Schwarz gekleideten Musiker Custòdio Castelo (Portugiesische Gitarre), José Nunes (Gitarre) und Filipe Rodrigues (Bass).

 Die portugiesische Sängerin Ana Moura bei ihrem Konzert im Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal.

Die portugiesische Sängerin Ana Moura bei ihrem Konzert im Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal.

Foto: Jürgen Moll

Wer glaubt, der Fado — diese oftmals auf Weltschmerz dahersegelnde Musik — komme nur so richtig zur Geltung, wenn draußen eine schmachtende Sonne untergeht, ein lauer Abendwind die Sinne fächert, der Rotwein im Glase funkelt, und eine große Liebe sich soeben unter Harfenklängen davongemacht hat — der irrt. Im Bergischen harmoniert Wehmut zu Wolkenbruch und Windjacke. Und das besonders im Skulpturenpark unter freiem Regenhimmel, notdürftig durch einen am Eingang erhaltenen Regenponcho vom himmlischen Nass getrennt.

Himmel mit Nachsicht

Gleichwohl mundete Ana Mouras Fado— authentisch bis in die Tiefen des Herzmuskels — zum ausgeschenkten Cabernet Sauvignon. Vielleicht hatte sich auch irgendwo unter den trotz allem zahlreich erschienenen Zuschauern eine Liebe auf schwerem Boden davongeschlichen. Im Großen und Ganzen hatte der Himmel auch Nachsicht. So jedenfalls bei der Ballade der Rolling Stones "No Expectations", die Ana Moura pünktlich zum 50 Jahre Bühnenpräsenz der Band brachte. Diese traurige Rock-Ballade über Abschied und Desillusionierung hatte Ana Moura 2007 in einem Gastspiel der Band in Lissabon zusammen mit Mick Jagger auf der Bühne gesungen. Der Text des Liedes passt zum Fado wie die Sehnsucht zur verlorenen Liebe.

Song der Stones

Ana Moura absorbierte die erste Zeile "Take me to the station" (Bring mich zum Bahnhof) stilecht und sang den Rest auf Portugiesisch. Ohne weiteres Wissen wäre es niemandem aufgefallen, dass bei diesem Fado-Lied die Stones Pate gestanden hatten. Das spricht selbstredend für die Klasse des Liedes wie auch für das (musikalische) Feingefühl der Moura. Ob es freilich auch an Jaggers Charisma gelegen hat, kann nur spekuliert werden. Jedenfalls zeigten die Fado-Zupfer auch hierbei ihr respektables Können. So waren auch die Zuschauer vom Konzert restlos begeistert. Der Applaus war heftig und verlangte stürmisch nach Zugabe.

(begei)
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