Justiz Warnschussarrest für Handtaschenräuber

Remscheid · Das Jugendschöffengericht Remscheid hat kürzlich zwei 15-Jährige und einen 16-Jährigen jeweils zu einer Einheitsjugendstrafe von einem Jahr verurteilt.

Die Vollstreckung wurde nach Angaben des Gerichts zwar zur Bewährung ausgesetzt, allerdings müssen die Jugendlichen ihre Herbstferien für einen sogenannten Warnschussarrest von zwei Wochen in der hiesigen Jugendarrestanstalt verbringen. Darüber hinaus haben die Jugendlichen jeweils 100 Stunden Sozialdienst abzuleisten, heißt es in einer Mitteilung des Gerichts. Das Urteil ist zwischenzeitlich rechtskräftig geworden.

Das Trio hat in der zweitägigen, nicht öffentlichen Hauptverhandlung gestanden, drei betagte Damen im Mai und Juni diesen Jahres in der Remscheider Innenstadt unter anderem Handtaschen entwendet zu haben. Die ersten beiden Fälle liefen nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme ohne Gewalt, sondern unter Ausnutzung des Überraschungsmoments ab. Doch die seelischen Folgen neben dem materiellen Verlust sind beträchtlich. Die Geschädigten haben seither Angst, wenn sie auf die Straße gehen, heißt es. Im dritten Fall stürzte die Seniorin bei dem Überfall und wurde erheblich verletzt.

Zu den Motiven der Täter nimmt das Gericht auch Stellung. Ihren Plan hätten die drei Schüler aus Langeweile ausgeheckt. Sie wollten auf leichte Weise an Geld gelangen. Kurz nach ihrer letzten Tat wurden sie von einer Polizeistreife gestellt.

Beim Jugendstrafrecht steht der Erziehungsgedanke im Mittelpunkt der Gesetzgebung. Das Jugendstrafrecht ist daher dem Alter der Täter angepasst und flexibel. Es fördert und fordert Verurteilte stärker als das Erwachsenenstrafrecht. Um jugendliche Straftäter schnell verurteilen zu können, gibt es in Remscheid die Einrichtung „Staatsanwalt vor Ort“. Richterin Inga Saltenbrock hat diese Aufgabe im vorigen Jahr übernommen.

Der Grundgedanke lautet: Zwischen der Straftat, die ein Jugendlicher begangen hat, und deren Ahndung vor Gericht sollten nicht mehrere Monate oder gar Jahre liegen. Im Idealfall sollten dazwischen lediglich wenige Tage vergehen.

In vielen Fällen funktioniert das. Das zeigen die statistischen Daten. Die polizeilich erfasste Jugendkriminalität befindet sich in Remscheid seit Jahren kontinuierlich auf dem Rückzug. Intensivtäter gibt es in dieser Stadt schon lange nicht mehr.

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