Remscheid Wanderer zwischen bergischen Fußballwelten

Remscheid · Frank Kremer war in seiner aktiven Zeit bei allen drei bergischen Proficlubs aktiv. Auch verkehrstechnisch ein echtes Abenteuer.

 Frank Kremer in seinem Stadion am Hermann-Löns-Weg, wo der heute 56-Jährige etliche Jahre als Berufsspieler kickte. In den 90er Jahren ließ der gebürtige Solinger - nach Stationen eben bei Union Solingen, in Remscheid sowie in Wuppertal - seine Karriere in Wermelskirchen ausklingen (Foto unten).

Frank Kremer in seinem Stadion am Hermann-Löns-Weg, wo der heute 56-Jährige etliche Jahre als Berufsspieler kickte. In den 90er Jahren ließ der gebürtige Solinger - nach Stationen eben bei Union Solingen, in Remscheid sowie in Wuppertal - seine Karriere in Wermelskirchen ausklingen (Foto unten).

Foto: Mak, Archiv (3)

Irgendwann hatte Frank Kremer genug. Monate schon war der junge Mann jeden Tag von Solingen-Ohligs nach Remscheid gependelt - und hatte dabei nichts unversucht gelassen. Über Burg sowie Wermelskirchen und via Müngsten war er gefahren. Doch egal, welche Strecke sich Kremer aussuchte: Am Ende blieb der Stürmer in Diensten des BV Lüttringhausen, der die meisten Gegner auf dem Fußballplatz problemlos umkurvte, stets aufs Neue im bergischen Verkehrschaos hängen.

"Darum bin ich dann über die Autobahn und über das Kreuz Leverkusen gefahren", erinnert sich Frank Kremer über 30 Jahre später mit einem Schmunzeln an die Touren zu seinem Arbeitsplatz in der Werkzeugstadt, die angesichts des bereits damals alltäglichen Stop and Go auf den Straßen mehr als einmal zu einer regelrechten Tortur ausarteten. "Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Autos ich damals verschlissen habe", sagt Kremer jedenfalls noch heute.

Wobei sich die Entdeckungstouren durch die nähere und fernere Heimat durchaus gelohnt haben. Denn die Zeit in Remscheid gehört im Nachhinein zu den besten Phasen in der Karriere des Frank Kremer als Fußballprofi. "Wir hatten eine tolle Mannschaft", betont Kremer, der von 1983 bis 1988 für Lüttringhausen beziehungsweise für den BVL Remscheid auf Torejagd ging. In die Zeit Frank Kremers bei dem Vorgängerverein des FC Remscheid fielen die wohl größten Erfolge des Clubs: die Deutsche Amateurmeisterschaft 1986 sowie der Aufstieg in die Zweite Bundesliga ein Jahr darauf.

Dabei hat gerade Frank Kremer eine außergewöhnliche Karriere hinter sich gebracht. Denn der inzwischen 56-Jährige spielte bei allen drei bergischen Profifußballvereinen: von 1979 bis 1981 bei Union Solingen, dann eine kurze Zeit beim Wuppertaler SV, zwischen '83 und '88 eben in Remscheid, 1988/89 noch einmal bei der Union sowie danach bis 1992 wieder beim WSV.

"Irgendwie war ich immer heimatverbunden und habe mich nie durchringen können, die Region zu verlassen", erinnert sich Kremer Jahrzehnte nach dem Ende seiner aktiven Zeit mit einem Lächeln an die Jahre, als der Berufsfußball zwar schon lange nicht mehr in den sprichwörtlichen Kinderschuhen steckte, aber doch auch noch nicht jenes Glamourgeschäft wie heutzutage war.

Der Ohligser Kremer ist das beste Beispiel. 1960 in dem westlichsten Solinger Stadtteil geboren, lebt er noch heute dort - nur wenige 100 Meter vom Stadion am Hermann-Löns-Weg entfernt, wo Union Solingen in den 70er und 80er Jahren, auch mit Frank Kremer, die größten Erfolge der Vereinsgeschichte feierte und das inzwischen, sich selbst überlassen, dem Abriss entgegensieht.

Kremer schloss sich schon als Kind seinem Heimatclub Union an, der aus mehreren Ohligser Vereinen entstanden war und sich erst 1974 den Namen der Klingenstadt gab. Dabei wurde schnell klar, dass Frank Kremer es als Fußballer weit bringen würde. Denn der Mittelstürmer schoss ein Tor nach dem anderen, was ihn Ende der 70er Jahre in die erste Mannschaft der Union und somit in die Zweite Bundesliga Nord brachte.

Wo die Karriere richtig Fahrt aufnahm. Allein in der Zweiten Liga kam Kremer auf 120 Profispiele, in denen er 29 Mal traf. Und auch im DFB-Pokal war der Solinger treffsicher: In zehn Spielen stand Frank Kremer acht Mal auf der Torschützenliste. Gleichwohl verleitete dies den Kicker nicht dazu, abzuheben. "Ich habe in meiner Zeit als Profi - wie alle anderen Spieler - immer noch einen anderen Beruf ausgeübt", sagt der Ex-Spieler.

Was in der Praxis bisweilen lange Arbeitstage mit sich brachte. Da Kremer in seinen Remscheider Jahren parallel zum Job als Fußballer bei der Stadtverwaltung angestellt war, hieß es morgens um 6 Uhr aus dem Haus zu gehen, dann ganz normal acht Stunden zu arbeiten und anschließend am Abend mit den Teamkollegen noch mehrere Stunden zu trainieren. "Damals war ich selten einmal vor 22 Uhr wieder zuhause", erinnert sich Kremer, der die Zeit dennoch nicht missen will. "Zu vielen Mitspielern sind enge Verbindungen entstanden", sagt der Ohligser. So pflegt er mit dem damaligen Remscheider Torhüter André Stocki - bei dem Frank Kremer regelmäßig übernachtete, wenn es mal wieder besonders spät wurde - bis heute eine Freundschaft. Zu dem augenblicklichen Trainer des FC Remscheid, Ex-Profi Zdenko Kosanovic, besteht ebenfalls Kontakt. Und mit mehreren ehemaligen Mitspielern von Union Solingen besucht Kremer einmal im Jahr das Dürpelfest in Ohligs.

Eine Verwurzelung in der Heimat, die den Berufskicker Kremer aber vielleicht auch daran hinderte, den Sprung in noch höhere Etagen des Fußballs zu unternehmen. "Es gab immer wieder Angebote von Vereinen", blickt der Ohligser zurück. Der 1. FC Nürnberg und der VfL Bochum signalisierten Interesse, dann war ein Wechsel nach Belgien zu Standard Lüttich im Gespräch - und im Sommer 1988 klopfte sogar ein gewisser Christoph Daum, damals Trainer des 1. FC Köln, bei Frank Kremer an.

"Allerdings hatte ich da bereits der Union mein Wort gegeben", erinnert sich Kremer heute, der also im Bergischen blieb - und, nachdem sich in der Winterpause noch einmal ein Transfer in die Domstadt zerschlagen hatte, miterleben musste, wie seine Union langsam, aber sicher unterging. "Genau genommen muss man sagen, dass wir 1988/89 auf vielen Positionen nicht gut besetzt waren", sagt Frank Kremer 27 Jahre nach dem Abstieg der Solinger aus dem Profifußball. Als Kremer im Frühsommer 1988 bei der Union unterschrieben hatte, waren noch etliche gute Fußballer unter Vertrag gewesen. Doch nach der Sommerpause hatte sich das geändert. Viele Kicker waren gegangen. Und die Union, die sogar einmal zur Spitzengruppe der Zweiten Liga gehört hatte, erwies sich im Alltag nicht länger als konkurrenzfähig.

Was folgte, bedeutete auch für Frank Kremer einen Tiefpunkt in seiner Karriere. Das Team kassierte Niederlagen, im Club herrschte Unruhe, Trainer Manfred Schlebusch wurde nach einem Auswärtsspiel noch im Mannschaftsbus gefeuert. Und Frank Kremer musste nach einer schweren Verletzung über Monate pausieren.

Der Abschied aus der Zweiten Liga ließ sich nicht mehr verhindern. Wobei es für den Solinger danach noch etliche Jahre erfolgreich weiterging. Mit dem Wuppertaler SV gelang Kremer 1992 noch einmal der Aufstieg in die Zweite Bundesliga, ehe der Profi seine Karriere in den Jahren danach beim SV Wermelskirchen 09 ausklingen ließ.

(RP)
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