Remscheid Wand verstärkt Lärm noch

Remscheid · Seit die Lärmschutzmauer an der A 1 in Richtung Dortmund steht, sei die Belastung noch gewachsen, sagen die Anwohner am Tenter Weg. Stadt und Land sehen bislang keinen Handlungsbedarf.

 Die Schutzwand an der Autobahn 1 hat ihnen keine Entlastung gebracht. Eva Bleh, Gunter und Erika Sander registrieren am Tenter Weg eine steigende Lärmbelastung.

Die Schutzwand an der Autobahn 1 hat ihnen keine Entlastung gebracht. Eva Bleh, Gunter und Erika Sander registrieren am Tenter Weg eine steigende Lärmbelastung.

Foto: Stephan Köhlem

Wenn Günter und Erika Sander aus ihrem Wohnzimmerfenster schauen, fällt ihnen nur ein Vergleich ein: "Das ist die Berliner Mauer am Grenzwall." In der Tat blickt das am Tenter Weg in Lennep wohnende Ehepaar auf eine triste, graue Betonwand, die etwa 100 Meter von ihrer Wohnung entfernt den Lärm der Autobahn von der Siedlung abschirmen soll. Die Betonung liegt auf "soll". Wie Anwohner bestätigen, die seit vielen Jahren am Grenzwall wohnen, habe sich die Lärmbelastung durch den Ausbau der A 1 auf insgesamt sechs Spuren eklatant gesteigert.

"Die Aufhebung der Geschwindigkeit spielt da genau so eine Rolle, wie die zusätzlichen Fahrspuren", sagt Eva Bleh. Die Lärmbelästigung sei nicht überall gleich. "Am meisten profitiert haben diejenigen, die ganz nah an der Autobahn wohnen. Dort ist es tatsächlich ruhiger geworden", erklärt Günter Sander, der mit seiner Frau seit 14 Jahren am Tenter Weg lebt. Andere Anlieger müssten nachts Ohrstöpsel tragen, sollten sie bei geöffnetem Fenster schlafen wollen. Die Ursache liege nach Gesprächen mit Experten auf der Hand. Der Lärmschutz sei durch das Land wohl nur mittels "Billigversion" betrieben worden. Hätte die Mauer eine andere Struktur, sähe sie gefälliger aus und würde die Geräusche besser abfangen.

Eine Korrespondenz mit dem Landesbetrieb Straßenbau NRW hat es — zuletzt vor wenigen Tagen — gegeben. Danach ergab eine vor zwei Jahren erhobene Verkehrszählung, dass dieses Teilstück der Autobahn täglich von rund 65 700 Fahrzeugen befahren werde. Damit seien die pro Tag prognostizierten 80.000 Kfz noch nicht erreicht, argumentiert die Sachbearbeiterin in dem Schreiben, das der BM vorliegt. Außerdem könnten die Anlieger auf "passive Lärmschutzmaßnahmen" wie den Einbau von Lüftern zurückgreifen. Eva Bleh und ihre Familie haben in ihr Haus derlei Ventilatoren einbauen lassen. Ihr Fazit: "Das bringt nicht viel."

Hoffen auf Tempo-Regulierung

Die Siedler kritisieren, dass Straßen NRW sich ausschließlich auf Berechnungen beruft und konkrete Messungen ablehnt, weil diese "immer nur eine Momentaufnahme" darstellten. In ihren Forderungen sind die Bürger indes realistisch. Abgerissen und neu gebaut werde die Lärmschutzwand nicht. Also fordern sie eine Temporegulierung zwischen Raststätte und Anschlussstelle Remscheid und eine Begrünung der Mauer. Aufforstungen würden wie die Vergangenheit gezeigt habe, auch etwas bringen und zudem die Optik erträglicher machen. Auch Flüsterasphalt werde vermutlich die Lärmbelastung reduzieren Nachdrücklich fordern die Anwohner endlich konkrete Lärmschutzmessungen. Erika und Günter Sander denken derweil darüber nach, das ansonsten schöne Wohnumfeld zu verlassen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort