Remscheid Von Rebellion und Zukunftsangst

Remscheid · Neuntklässler der Hauptschule Wilhelmstraße feierten Premiere mit einem eigenen Theaterstück.

 Der erste Schultag - und die Probleme nehmen ihren Lauf. Schüler der 9. Klasse der Hauptschule Wilhelmstraße beschreiben auf der Theaterbühne das Erwachsenwerden aus ihrer sehr persönlichen Sicht.

Der erste Schultag - und die Probleme nehmen ihren Lauf. Schüler der 9. Klasse der Hauptschule Wilhelmstraße beschreiben auf der Theaterbühne das Erwachsenwerden aus ihrer sehr persönlichen Sicht.

Foto: Jürgen Moll

Die Gedankenwelt der Jugendlichen ist viel komplexer, als es auf den ersten Blick scheint: Der erste Schultag mit tausend neuen Eindrücken. Die erste Liebe. Den ständigen Anforderungen gerecht werden zu wollen. Die wechselnden Mitschüler aus unterschiedlichen Kulturen. Rebellion oder einfach nur Angst vor der Zukunft? Ihr erstes Theaterstück mit dem Titel "Offline", an dem Schüler und Pädagogen der Kraftstation ein Jahr lang gearbeitet haben, behandelt diese Aspekte, auch wenn auf den ersten Blick einiges nur als Randerscheinung thematisiert wird. Auf den zweiten Blick geht es um mehr, als um das im Mittelpunkt stehende Thema des Handyverbots an der Schule.

Das Ensemble aus 13 Schülern, alles Theaterneulinge, spielte Szenen aus ihrem Schulalltag, frei erfunden, aber realistisch: Ein neuer Mitschüler aus Marokko kommt in die Klasse. Er spricht kein Wort Deutsch. Um sich mit ihm zu verständigen, nutzen die Schüler ihr Smartphone. Da dies in der Schule verboten ist, wird das Handy vom Lehrer einkassiert. Ungerecht finden die Schüler, schließen sich zusammen und berufen eine außerordentliche Konferenz ein.

Als Streitschlichter fungierte der ehemalige Schulleiter Heinrich-Wilhelm Braun, den sich die Schüler tatsächlich auf die Bühne holten. Im Stück versprach er einen Kompromiss zu finden. Was genau, blieb aber offen. Denn darum ging es im Stück auch nur oberflächlich. Als weitere Erzählstränge gab es eine Liebelei zwischen zwei Schülern verschiedener Kulturen, sowie die Vorbereitung auf den Abschlussball.

Das Stück enthielt einige Szenen, in denen Schüler in ihrer Muttersprache berichteten, wie Schule in ihrem Heimatland ist. In kurzen Aufnahmen, die während der Szenen eingespielt wurden, interviewten die Schüler Lehrer und Mitschüler: Fragen nach der Bedeutung der GHS Wilhelmstraße wurden beantwortet. Für die einen ist es ein Arbeitsplatz, für andere ein Ort, an dem Schüler aller Kulturen lernen und dabei verschiedene Kulturen erleben. Dass dieser gemeinsame, multikulturelle Lernort bald vor der Schließung steht, bedrückt auch die Schüler, die, das wurde im Stück deutlich, nur davon träumen, einen guten Abschluss zu schaffen um danach einen Job zu finden.

Ein sehenswertes Stück, gespickt mit etwas Musik und Tanz, das ohne große Kulisse auskommt, dafür aber viel Tiefgang mitbringt.

(sebu)
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