Dr. Thomas Künzel Vom Richterstuhl auf das Motorrad

Remscheid · Thomas Künzel heißt der neue Direktor des Amtsgerichts. Der promovierte Jurist folgt auf Paul-Dieter Dudda. In seiner Freizeit taucht er gerne in tiefen Gewässern oder fährt mit seiner 1200er BMW.

 Dr. Thomas Künzel ist der neue Chef des Amtsgerichts Remscheid. Er steht vor einer Collage aus Unterwasser-Bildern.

Dr. Thomas Künzel ist der neue Chef des Amtsgerichts Remscheid. Er steht vor einer Collage aus Unterwasser-Bildern.

Foto: Christian Peiseler

Aus Mettmann hat Dr. Thomas Künzel, der neue Direktor des Amtsgerichts Remscheid, ein Bild mitgebracht. Es hängt in seinem Arbeitszimmer im zweiten Stock des Neubaus an der Freiheitstraße. Eine Kollegin schenkte ihm die gemalte Collage aus Fotos, die Künzel unter Wasser geschossen hat. Der Jurist liebt es, im Urlaub abzutauchen und sich den Eindrücken einer Welt hinzugeben, die ohne Akten und Gerichtsterminen auskommt. Wasser ist sein Element. Das sieht man ihm an. Der 54-Jährige wirkt sportlich und durchtrainiert. Sein Blick ist klar und interessiert, und er kann ein gewinnendes Lächeln auflegen.

Künzel kennt die Justiz in Remscheid. Fünf Jahre arbeitete er als stellvertretender Direktor im Amtsgericht. 2010 wechselte er nach Mettmann. Für seine Rückkehr führt er zwei Gründe an. Zum einen ist er dem desaströsen Zustand auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen zu verdanken, dass er das Angebot annahm. Von Ennepetal, seinem Wohnsitz, fuhr er über die Autobahn 46 täglich nach Mettmann und vergeudete viel Lebenszeit im Stau. Nun braucht er entspannte 30 Minuten. Acht Jahre leitete er die Justizbehörde in Mettmann. Die Zeit für einen Wechsel war reif. Die Vorstellung, bis zu seiner Pensionierung mit 67 Jahren in Mettmann zu bleiben, hat ihn nicht freudig gestimmt. Er wollte nicht in Routine erstarren.

Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand - dieses Sprichwort drückt ein Unbehagen aus an der Juristerei, das Künzel nachvollziehen kann. Es trifft nicht auf die komplexe Realität vor Gericht zu, sondern konzentriere sich auf die Empfindung des Klägers oder Beklagten. "Die Leute verwechseln ihr Recht mit dem Recht", sagt Künzel. Ein gutes Urteil beruht für ihn nicht allein auf guten Argumenten. "Die Argumente müssen auch gewichtet sein", sagt Künzel. Der unabhängige Richter bewerte die Situation manchmal anders als die Prozessteilnehmer sich das wünschen.

Das Entscheiden habe ihn gleich zu Beginn seines Studiums interessiert. Daher strebte er recht frühzeitig das Richteramt an. Bevor er aber Richter werden wollte, stand der Berufswunsch "Orchestermusiker" ganz oben. "Ich habe schnell erkannt, dass ich das Talent nicht habe", sagt Künzel. Er spielte Trompete und Klavier. Klassik und Jazz zählen zu seinen bevorzugten Musikstilen. Der Musik bleibt er als Zuhörer treu. Wenn er mit seiner Frau Sabine Städte bereist, wird immer gleich ein Konzert mitgebucht. Als seine Frau sich vor ein paar Jahren eine Vespa kaufte, hat der Geruch von Gummi und Motoren in ihm die Leidenschaft zum Motorradfahren wieder geweckt. So fährt der Amtsgerichtsdirektor mit Motorradfreuden gerne auf seiner 1200er BMW durch die Welt, bis nach Italien, Polen oder die Bretagne. In seitlicher Schieflage, mit dem Knie knapp überm Boden, wird man ihn allerdings niemals sehen.

Ein freundliches Blau dominiert die Fischcollage in seinem Zimmer. Statt Haifischbecken ein kollegiales Gewässer, in dem jeder Individualist seinen verdienten Platz hat. Eine Atmosphäre, wie sie sich Künzel für seine nächsten 13 Jahre im Amtsgericht Remscheid wünscht.

(RP)
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