Remscheid Vom Bankräuber zum Drogenkurier

Remscheid · Der 36-jährige Angeklagte könnte als Polizeibeamter durchgehen, trüge er Uniform. Er hat sie tatsächlich getragen, vier Jahre lang. Ruhig, in legerer, ordentlicher Kleidung, das Gesicht meistens durch eine Hand zum Zuschauerraum hin verdeckt, sitzt er jetzt neben seiner Verteidigerin auf der Anklagebank im Wuppertaler Landgericht. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: unerlaubter Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge im Jahr 2004 in Düsseldorf und andernorts.

Nach unauffälliger schulischer Laufbahn — Grundschule, Hauptschule, Wechsel zum Gymnasium, Abitur — wollte der Angeklagte Pilot werden. Er sei wegen zweier Zahnplomben nicht zur Ausbildung zugelassen worden, erzählt er. So habe er "einfach so" begonnen, Polizeibeamter zu werden.

Nach vier Jahren im Polizeidienst habe er eine große Dummheit begangen, stellt der Richter beim Durchblättern der Akte fest: Einen Banküberfall! Warum das? Der Angeklagte sagt, dass er damals "unzufrieden" gewesen sei, er habe eine "schwierige Beziehung" gehabt, sei vielleicht auch ein wenig "psychisch labil" gewesen. Das Landgericht Wuppertal verurteilt ihn 1998 wegen "schwerer räuberischer Erpressung" zu acht Jahren Gefängnis. Ende 2003 wird er vorzeitig aus der Haft entlassen.

Der Angeklagte beginnt eine berufliche Umschulung. Seinen Beruf als Polizeibeamter hat er verloren. Am 3. Mai 2004 taucht er unerwartet in Brasilien auf. Er soll mit einem Koffer mit 20 Kilogramm Kokain am Flughafen von Sao Paulo verhaftet und in Brasilien zu einer Freiheitsstrafe von über fünf Jahren verurteilt worden sein. Kurze Zeit vorher soll ein Kurier mit 80 Kokainbubbles in seinem Körper mit einem Gesamtgewicht von etwa einem Kilogramm von Brasilien nach Frankfurt geflogen sein. In einem Düsseldorfer Hotelzimmer habe der Kurier den Angeklagten getroffen, das Kokain auf ein Handtuch ausgeschieden und ihm für den Weiterverkauf überlassen.

Wegen dieser Tat steht der 36-Jährige jetzt vor der Strafkammer des Landgerichtes. Bis 2007 saß er in Brasilien hinter Gittern. 2009 wird er in Remscheid beim Diebstahl von sechs Schrauben im Wert von sechs Euro erwischt. Dadurch kannte die Justiz seinen Wohnsitz und macht ihm nun den Prozess.

(RP)
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