Remscheid Viel Applaus für Linken-Fraktionschefin

Remscheid · Sahra Wagenknecht zog gestern als Hauptrednerin der Mai-Kundgebung zahlreiche Menschen auf den Rathausplatz.

Ein frischer Wind wehte über den Rathausplatz, als Sahra Wagenknecht, begleitet von Fritz Beinersdorf (l.), auf die Bühne vors Mikrofon trat.

Ein frischer Wind wehte über den Rathausplatz, als Sahra Wagenknecht, begleitet von Fritz Beinersdorf (l.), auf die Bühne vors Mikrofon trat.

Foto: jürgen moll

Sahra Wagenknecht, derzeit omnipräsent in den gängigen TV-Talkshows, war gestern Mittag Hauptrednerin der DGB-Kundgebung vor dem Remscheider Rathaus. Dabei lockte die Fraktionsvorsitzende der Linken im Deutschen Bundestag weitaus mehr Zuhörer vor die große Bühne als andere Redner bei den Veranstaltungen zum Maifeiertag der Vorjahre.

Kurz bevor die schwere Limousine mit der Politikerin vorfährt, nimmt der Personenschutz den Platz in Augenschein, auch die Polizei sichert den Auftritt ab. Nach Fritz Beinersdorf, Fraktionssprecher der Linken im Remscheider Rat, begrüßt Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz den prominenten Gast. "Schön, dass Sie da sind." Während DGB-Stadtverbandsvorsitzender Martin Klück sie willkommen heißt, lässt Wagenknecht den Blick prüfend über den Platz schweifen, scheint jedes hoch gehaltene Transparente, jede geschwungene Fahne abzuscannen, um später in ihrer betont kämpferischen Rede auf die politischen Botschaften einzugehen.

Am Rednerpult fackelt sie nicht lange und spannt sogleich den Bogen von den kühlen Temperaturen des 1. Mai zur sozialen Kälte im Land. "Zeit für mehr Solidarität" heißt das Motto des Maifestes - "und die brauchen wir auch, um gemeinsam dafür zu kämpfen, dass jeder einen Lohn erhält, der ein auskömmliches und würdevolles Leben ermöglicht", ruft sie den Zuhörern zu. Erste Bravo-Rufe erreichen die Bühne. Gleich, wie man ihre politischen Positionen beurteilen mag, erweist sich Sahra Wagenknecht als die brillante Rhetorikerin, als die sie bekannt ist. In eine knappe halbe Stunde packt sie die zentralen Forderungen ihrer Partei.

Ein höherer Mindestlohn müsse her, damit Arbeitnehmer davon leben und gleichzeitig für eine Rente oberhalb der Grundsicherung sorgen können. Eine Breitseite gibt es gegen Unternehmen, die ihre Belegschaft zugunsten der Gewinnmaximierung "ausbluten" lassen. Das "Unwesen der Dauerbefristungen" schwäche nicht zuletzt die Gewerkschaften. Beim Thema Rente legt die promovierte Volkswirtin noch mal einen Zahn zu. "Wir brauchen wieder eine ordentliche gesetzliche Rente mit niedrigen Verwaltungskosten und nicht diese ganze unsägliche Riesterei." Dann versagt der erkältungsgeplagten Festrednerin die Stimme, lang anhaltender Applaus zeigt, dass sie die Menschen mit ihren Statements erreicht hat. Im Anschluss ist noch Zeit für ein Gespräch mit der Presse. Von der BM hinsichtlich der von mittelständischen und kleinen Firmen geprägten bergischen Region auf die Bezahlbarkeit ihrer Forderungen angesprochen, räumt sie ein: "Ich wünsche mir, dass die Politik für kleinere Unternehmen mehr tut." Seien diese Betriebe Zulieferer der börsennotierten Großindustrie, werde doch auch ihnen die Luft abgeschnürt. Diesen Druck gäben sie dann wiederum an ihre Mitarbeitenden weiter. Beim Thema AfD plädiert sie dafür, sich mit ihren Vertretern inhaltlich auseinanderzusetzen. "Diese Partei wird das Land sozial nicht verbessern." Von Remscheid reiste Wagenknecht weiter in ihren Wahlkreis nach Düsseldorf.

(RP)
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