Remscheid Versuchter Mord — Kritik an ermittelnden Behörden

Remscheid · Für die fünfte Große Strafkammer des Wuppertaler Landgerichts ist es schwierig, Licht ins Dunkel der Geschehnisse vom 3. Januar zu bringen. Wie die BM berichtete, muss sich seit Montag ein 39-Jähriger, in Remscheid lebender Italiener wegen versuchten Mordes verantworten.

Er soll seiner Frau im Keller eines Mietshauses an der Freiheit-Straße aufgelauert, sie mehrfach brutal geschlagen und getreten und mit drei Schüssen lebensgefährlich verletzt haben.

Gestern wurden weitere Zeugen vernommen, wobei der Vorsitzende Richter besonders die Familienangehörigen des Opfers ermahnte, genau zu unterscheiden, was sie am Tattag selbst erlebt und was sie nur vom Hörensagen in Erinnerung haben. Etliche Verwandte, darunter zwei Schwestern und der Bruder der Schwerverletzten, wohnen mit ihr im selben Haus. Insofern versammelte sich direkt nach dem Übergriff beinahe die ganze Familie um das Opfer. Mehrere Angehörige bestätigten, dass die stark blutende Frau ihren Mann als Täter benannt habe.

Anders die Aussage des Notarztes, so ein Polizeibeamter. Danach habe der Mediziner ihm auf Nachfrage erzählt, dass die Familie sich noch am Tatort bei der Frage nach dem Täter "die Bälle zugespielt habe." "Das müsse der Ehemann gewesen sein", habe es geheißen. Unmittelbar gesehen hat den Täter nur eine weitere Zeugin, die zufällig am Haus vorbeiging und einen Mann beobachtete, der sich schnell entfernte und dabei vermutlich eine Pistole in seine Jackentasche steckte. Die Frau konnte die maskierte Person zwar nicht genau erkennen, meinte aber einen mittelgroßen Mann von eher schlanker Statur gesehen zu haben. Der Angeklagte ist zwar nicht besonders groß, aber breitschultrig.

Verteidiger Björn Birkenbach stellte seinen Mandanten als unschuldig dar. Die angeschossene Ehefrau habe aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse den vermummten Täter nicht erkennen können. Außerdem sei sie eine labile und leicht zu beeinflussende Persönlichkeit, die sich im Zwiespalt ihrer Gefühle befunden habe, weil ihre Familie den Ehemann abgelehnt habe. "Als Zeugin kann sie heute nicht mehr objektiv berichten", befand er.

Er sieht ein Tatmotiv bei einem früheren Liebhaber der Frau, der von ihr kurz vor der Tat abgewiesen worden sei. Angesichts dieses Umstands und der angespannten, familiären Situation kritisierte der Jurist, dass für die Behörden bislang nur sein Mandant als Täter in Frage gekommen sei. "Nach einem alternativen Täter wurde nicht gesucht."

(RP)
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