Remscheid Verhütungsmittel sollten kostenfrei sein

Remscheid · Sabine Mauer, Leiterin von Pro Familia, begrüßt die rezeptfreie Vergabe der "Pille danach".

Rund 1486 Beratungen fanden bei Pro Familia Remscheid im vorigen Jahr statt. Eine Zahl, die zeigt, dass das Beratungs- und Kursangebot zu Themen wie Sexualität, Familienplanung oder Partnerschaft gut angenommen wird.

Viele Remscheider (743) suchten die Beratungsstelle im vorigen Jahr zum ersten Mal auf. Der häufigste Grund war eine ergebnisoffene Schwangerschaftskonfliktberatung, bei der auch die sogenannte "Vertrauliche Geburt" vorgestellt wurde. Seit Mai 2014 gibt es die Möglichkeit, das Kind zwar anonym (durch ein Pseudonym), aber medizinisch gut versorgt zur Welt zu bringen. Nach der Geburt erhält das Kind einen Vormund und ist zur Adoption freigegeben. Anders als bei einer Babyklappe etwa, wird vor der Geburt durch die Beratungsstelle der Name der Mutter festgehalten, um den Herkunftsnachweis zu sichern. Aufgrund der Schweigepflicht wird die Anonymität der Mutter gewahrt. Das Kind kann aber mit 16 Jahren den Namen erfahren.

"In Remscheid gab es bisher eine Anfrage", sagt Sozialpädagoge Bernd Bündgen, Ansprechpartner bei Pro Familia. Außerdem habe es ein Treffen verschiedener Institutionen geben, um ein Bewusstsein für diese Art der Geburt bei Beteiligten zu schaffen. "Das ist ein Versuch, einer Sache mehr gerecht zu werden: Der Berechtigung des Kindes, die Herkunft zu erfahren", erklärt Sabine Mauer, Familientherapeutin und Leiterin von pro familia.

Dass die Pille danach nun seit diesem Jahr rezeptfrei erhältlich ist, begrüßt Mauer, da es Abtreibungen verhindere. Die Pille danach hindert das Ei beim Einnisten, auch bei verantwortungsvoller Verhütung. Kostenfrei ist die Pille danach jedoch nur mit Rezept für Frauen bis 20 Jahren. "Ich bin sehr dafür, dass es eine Kostenübernahme für Verhütungsmittel gibt, um zu verhindern, dass Abbrüche zur Verhütungsmethode werden", plädiert Mauer, die ähnliche Fälle von Frauen mit anderem kulturellen oder religiösen Hintergrund kennt.

Ein weiterer Themenschwerpunkt bei dem Beratungsangebot ist die Trennung. "Getrennte Eltern zu haben und sich selbst zu trennen, wird normaler. Den Kampf um den Erhalt wie vor zehn Jahren erlebt man nicht mehr", erklärt Mauer. Eine Großzahl trenne sich auch nach 20 bis 30 Jahren Beziehung Viele Paare beschäftigen während der Trennungsphase vor allem emotionale und finanzielle Fragen. Auch die Betreuung der Kinder, die neu geregelt werden muss, ist immer wieder Thema.

Als Ursache für die Trennung sieht Mauer einen Hauptpunkt: mangelnde Pflege der Beziehung. Gespräche und Aktivitäten reduzierten sich nur noch auf Sorgen und Organisation des Alltags.

Info Vertrauliche Geburt Kostenloses, anonymes Hilfetelefon in verschiedenen Sprachen: 0800 4040020. Infos unter www.geburt-vertraulich.de. Kontakt pro familia Remscheid, Winkelstraße 2a, Tel. 02191 973303...

(RP)
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