Remscheid Verfahren entpuppt sich als Possenspiel
Remscheid · Langsam aber sicher entwickelt sich das Verfahren gegen die Remscheider Rechtsanwälte Dr. Marcus F. und Dr. Thorsten H., die sich seit November des vergangenen Jahres wegen Betrug, Insolvenzverschleppung und Untreue vor Gericht verantworten müssen, zum Possenspiel. Um 9 Uhr sollte gestern Morgen der Prozess vor der zweiten Großen Strafkammer des Wuppertaler Landgerichtes fortgesetzt werden. Während sich der Angeklagte H. und seine Verteidiger pünktlich im Gerichtssaal einfanden, glänzte F. mitsamt seinem juristischen Beistand durch Abwesenheit. „Ist das jetzt die Folge des Ablehnungsgesuches, dass man einfach den Termin verpasst?“, fragte Richterin Karin Belker ungläubig. Damit spielte sie auf den mittlerweile dritten Befangenheitsantrag an, den F. gegen die Kammer gerichtet hat. Gleichwohl bemühte sie sich, Kontakt zu den Anwälten von F. aufzunehmen. Der in Köln arbeitende Verteidiger sitze in seinem Büro, vermeldete sie nach einigen Minuten und verlegte den Termin um anderthalb Stunden nach hinten. Angesichts der Tatsache, dass auch der vorgeladene Zeuge nicht erschienen war, war der erfahrenen Juristin die Verärgerung deutlich anzumerken.
Als dann zunächst die Anwälte von F. und später auch der Angeklagte zum zweiten Termin wiederum zu spät erschienen, platzte Holger Jung, der als einer der Richter der Vertreterkammer über den Befangenheitsantrag zu entscheiden hatte, der Kragen: „Ich habe wenig Verständnis für Ihr Verhalten“, meinte er in Richtung der Verteidigung. Die wiederum sprach erbost von „Methoden am Landgericht, die man sonst nirgendwo findet“ und stellte nach einigem Hin und Her nun ein Ablehnungsgesuch gegen Jung. Das wurde von der Vertreterkammer abgelehnt, worauf die Anwälte von F. postwendend die gesamte Vertreterkammer ablehnten. Dieses ganze Hickhack war offensichtlich für den Mitangeklagten H. zuviel. Er bekam Kreislaufprobleme, ein Notarzt musste verständigt werden.
Am Freitag wird der Prozess fortgesetzt. Dann soll der Beschluss über das letzte der Ablehnungsgesuche verkündet werden.
