Ausstellung Vormarsch englischer Worte stoppen

Remscheid · Der Verein Deutsche Sprache macht mit einer Karikaturen-Ausstellung in der Stadtbibliothek auf problematische Entwicklungen aufmerksam. Er lässt sich ungern in die muffige Ecke der Deutschtümelei drängen.

 Denglish-Ausstellung in der Bücherei mit (v.l.) Hans-Ulrich Mundorf, Sabine Düvell und Jörg Peter Schundau.

Denglish-Ausstellung in der Bücherei mit (v.l.) Hans-Ulrich Mundorf, Sabine Düvell und Jörg Peter Schundau.

Foto: Christian Peiseler

Wolfgang Saurenbach geht bei Straßenaktionen des Vereins Deutsche Sprache gerne durch die Fußgängerzone und befragt Leute, ob sie verstehen, was sie überall auf den Schildern vor und in den Geschäften lesen.

Er erzählt von der Begegnung mit einer Frau, etwa Mitte 50, die er um die Erläuterung der Wortes „relax“ bat. Die Frau schwankte ein bisschen hin und her, genau könne sie es nicht sagen, aber sie wisse, was damit gemeint sein. Auf das deutsche Verb „entspannen“ kam sie nicht. Für Wolfgang Saurenbach ein weiteres Indiz dafür, dass die deutsche Sprache in Gefahr sei, ihre Eigenständigkeit zu verlieren.

Die Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache, Abteilung Bergisch-Land, stört es, wenn heute alle mit dem Shuttlebus fahren, anstatt den Penbelbus zu benutzen. Wenn es Airport heißt, statt Flughafen. An Beispielen fehlt es ihnen nicht, um den in ihren Augen gravierenden Vormarsch englischer Wörter in die deutsche Sprache zu belegen.

Das sogenannte Denglish bezeichnen sie als Ausdruck eines anglo-amerikanischen Imperialismus’. Gegen den sich die Deutschen mit mehr Sprachpflege wehren müssen. „ Wir geben uns keine Mühe mehr, nach eigenen Ausdrücken für neue Entwicklungen zu suchen“, sagt der Vorsitzende Jörg Peter Schundau.

Die Abteilung Bergisch Land mit ihren 120 Mitgliedern versteht sich aber nicht als Hüter eines Reinheitsgebotes des Deutschen. Und schon gar nicht lässt sie sich in die muffige Ecke der Deutschtümelei drängen. Die Sprachpfleger wollen mit Argumenten überzeugen und die Sache relaxed, nein, entspannt angehen. Dazu haben sie an die Stellwände im Foyer der Zentralbibilothek eine Sammlung von Karikaturen gehängt, die mit Augenzwinkern die Fehlgeburten anprangern, die entstehen, wenn sich Worte bilden, die überflüssig sind, weil sie nicht wirklich gebraucht werden. Friedrich Retkowski zeichnet absurde Situationen. Beispiel: Enkel und Oma sitzen vor dem Fernseher. Eine Fanmeile der deutschen Nationalmannschaft wird gezeigt. Enkel: „Oma, das ist Public Viewing“. Oma: „Ach herrje, ich dachte schon, das sei Fußball.“

Sprache arbeitet nach sehr ökonomischen Prinzipien. Sie behält das im aktiven Sprachgebrauch, was für die Verständigung nützlich ist. Alles andere wird nach und nach aussortiert und landet irgendwann auf den Schreibtischen der Altphilologen. Anglizismen seien in der Regel reines Imponiergehabe. Die Sprecher wollen zeigen, wie weltgewandt sie sich ausdrücken können. „Mit mehr Selbstbewusstsein die eigene Sprache zu sprechen, bringt uns auch mehr Achtung im Ausland“, sagt Hans-Ulrich Mundorf, stellvertretender Vorsitzender. Er zitiert gerne Prinz Charles: „Die Deutschen können mit ihrer Sprache machen, was sie wollen. Sie sollen nur das Englische in Ruhe lassen.“

Keiner der Sprachpfleger hat etwas gegen die Weltsprache Englisch. Sie eint nur die Sorge, das Deutsche könne seine Erneuerungskraft verlieren. 5000 neue Worte hat der Duden in seine neue Ausgabe übernommen. Dazu gehören Selfie, Tablet, liken oder auch facebooken. Die Dudenredaktion dokumentiert Wachstum der Sprache. Die Entwicklung des Dudens sieht der Verein aber kritisch.

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