Remscheid Verein autakk sucht „Möglichmacher“

Remscheid · Der Remscheider Verein autakk e.V. hilft Kindern und Jugendlichen im Autismusspektrum, eigene Fähigkeiten zu entdecken. Gegründet wurde er im Jahr 2011, 2017 hat er sich neu aufgestellt.

 Alexandra Harth und Heribert Seidl engagieren sich im Verein autakk.

Alexandra Harth und Heribert Seidl engagieren sich im Verein autakk.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Es steckt eine ganze Menge neu gewonnener Enthusiasmus hinter den Verantwortlichen des Remscheider Vereins autakk. Gegründet wurde er bereits im Jahr 2011, aber wegen zahlreicher beruflicher Verpflichtungen der Mitglieder konnte man nur nach und nach Angebote auf den Weg bringen. Der gemeinnützige Verein, der von der heutigen Vorsitzenden Alexandra Harth aus Lüttringhausen mitgegründet wurde, beschäftigt sich mit Kindern und Jugendlichen mit dem Asperger-Syndrom, einer Form innerhalb des Autismusspektrums.

„Wir haben uns dafür entschieden, weil die vom Asperger-Syndrom betroffenen Menschen oft durch sämtliche Raster fallen. Man erkennt den Autismus lange nicht so gut wie etwa den frühkindlichen Autismus“, sagt Harth, die als selbständige systemische Autismus- und Familientherapeutin in Remscheid arbeitet. Der Name klinge nicht ohne Grund nach der globalisierungskritischen Nichtregierungsorganisation attac: „Uns eint, dass wir aktiv etwas verändern wollen“, sagt Harth. Richtig los ging es allerdings erst 2017, als der Verein sich mehr oder weniger neu gegründet und mit neuem Vorstand viele Ideen gesammelt hat.

Der Hintergrund der Vereinsgründung liegt für Harth in ihrer langjährigen Berufserfahrung. „Ich habe festgestellt, dass es für Familien, in denen ein Kind autistisch ist, auch jenseits der Therapie einen großen Bedarf an Angeboten gibt“, sagt die Therapeutin. Da sie zudem sehr kunstaffin sei, habe der Verein zunächst Ferienateliers angeboten. „Das waren Angebote für bis zu sechs Kinder, wir haben uns mit verschiedenen Künstlern beschäftigt, so dass die Kinder dann im Stil des jeweiligen Künstlers – etwa Friedensreich Hundertwasser – selbst malen durften“, sagt Harth. Solche Angebote habe es bis 2016 aber nur sporadisch geben können. Dann sei man  von Wuppertal nach Remscheid umgezogen und habe den Verein auf neue Beine gestellt.

Die Zielsetzung habe sich indes nicht geändert, sondern nur erweitert, wie Heribert Seidl sagt. Der Hückeswagener ist seit 2017 als stellvertretender Vorsitzender mit im Boot. „Es ging ja vor allem mit kunsttherapeutischen Angeboten für autistische Kinder und Jugendliche los.“ Jetzt habe man zusätzlich dazu sportliche und kulturelle Angebote wie Theatergruppen, Bogenschießen, Trommeln oder Schach geplant. „Außerdem sollen nicht nur Kinder und Jugendliche mit Asperger-Syndrom angesprochen werden, sondern auch die Geschwisterkinder und deren oft überlastete Eltern“, sagt Seidl, der auch als Heilpädagoge und systemischer Familientherapeut arbeitet. Denn für die sei die andere Form der Wahrnehmungsverarbeitung ihrer Geschwister oft auch sehr belastend. „Oft gibt es auch aufopferungsvoll engagierte Elternteile, für die wir entlastende Angebote konzipieren werden“, ergänzt Harth. Damit die Angebote auch umsetzbar sind, sucht der Verein „Möglichmacher“, wie Harth und Seidl es nennen. „Wir suchen kleine und große Spenden, denn natürlich kosten die fachspezifischen Angebote Geld. Spender und Sponsoren können Pate eines Kindes oder Projektes werden und gezielt helfen“, sagt Harth. Neben den Projekten will man sich aber auch um die Aufklärung über die nach wie vor eher unbekannte Behinderung kümmern.

Vielen ist Autismus lediglich aus dem Fernsehen als spaßige und ulkige Verschrobenheit in Serien wie „The Big Bang Theory“ oder in romantisch verklärter Form in Filmen wie „Rain Man“ bekannt. Dass viel mehr dahinter ist, und das ganze System Familie dadurch beeinträchtigt wird, ist vielen Menschen nicht bewusst. „Wir wollen Vorträge oder auch einmal einen Fachtag organisieren. Dabei sollen auch Betroffene zu Wort kommen“, sagt Harth.

Die Aufklärung sei besonders wichtig, weil die Betroffenen schon in der Kita, Schule und auch im Studium oder Berufsleben unter einem enormen Anpassungsdruck stehen würden, sagt Harth und ergänzt: „Die Mimik passt etwa oft nicht zum Gemütszustand, dadurch werden sie missverstanden. Gerade bei Mädchen und jungen Frauen ist das ein großes Problem, das unerkannt nicht selten in schweren Depressionen münden kann.“ Wer nicht gelernt habe, selbstbewusst über seine Asperger-Persönlichkeit zu reden, müsse genau damit rechnen. Dabei liege in vielen Betroffenen ein reicher zu erfahrender Schatz, wie die Therapeutin sagt: „Uns ist es wichtig, so auf die wunderbaren Innenansichten hinzuweisen, die man entdecken kann, wenn man ins Innenleben eines Menschen mit Asperger-Syndrom blickt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort