Unwetter Schweres Unwetter: Drama in der Oelmühle

Remscheid · Die Nacht auf vergangenen Sonntag fing nicht gut an. Margit Schlurmann schlief gerade ein – ihrem Mann Lothar war es zu warm in der Oelmühle. Er konnte nicht schlafen. Die warme Witterung ließ viele bis Mitternacht oder darüber hinaus im Freien verweilen. Die pausenlos leuchtenden Blitze stimmten weniger fröhlich, Schlurmann sogar ein wenig furchtsam.

Etwa um 1.30 Uhr setzten Regen und Hagel ein. Schlurmann schloss die Jalousie vor dem Vordach der Haustür des 1666 erbauten Fachwerkhauses. Er machte Licht im Freien. „Komm schnell runter!“, bat er die Gattin – „Wasser kommt!“ In Höhe der Bruchsteinmauer schüttete es bereits kaskadenförmig in die Tiefe. Die Jalousie barst. Schnell stand das Wasser vor der Wohnzimmertür etwa 60 cm hoch. Der Smart im Hof „versäuft“ fast im Wasser.

Erst mit bloßen Armen, dann mit Hilfe eines Besens schaufelten die Schlurmanns das Wasser in die inzwischen geöffnete Kellertür. Der Gewölbekeller ist ungenutzt. Die Feuerwehr weisen sie freilich später darauf hin, dass sich die Elektroverteilung im Keller befindet. Die Feuerwehr eilt herbei, klopft ans Küchenfenster – Schlurmanns halten Türen aus Angst vor Wassermassen geschlossen. Die Kameraden der Feuerwehr pumpen eineinhalb Stunden den Keller aus und leiten das Wasser ums Haus herum in den Müggenbach. „Es war wie ein Alptraum“, sagt Margit Schlurmann. Ihr Mann – er fand erst am Sonntag kurz vor Mitternacht wieder Schlaf – hat bis Montag drei Kilogramm Körperflüssigkeit ausgeschwitzt.

„Dann kam das Tageslicht“, deutet seine Frau an, wie furchtbar der Anblick im Hellen ist. „Wir sehen unser Lebenswerk zerstört. Wo sollen wir anfangen? Wie geht es weiter?“ Ein befreundetes Ehepaar hilft den ganzen Sonntag, Schlamm aus dem Hof wegzuschaffen. Als die Gedanken klarer werden, geht es an die Ursachenforschung. Die beiden haben eine ziemlich klare Vorstellung. Der Müggenbach läuft an ihrem vormaligen Kotten durch ein großes Rohr entlang. Unmittelbar hinter dem Haus (bachabwärts) öffnet sich das Rohr in den kanalisierten Bach.

Nach knapp 50 Metern sind die Steine links und rechts völlig zerstört, hat sich ein „See“ gebildet. Nachbarn bachabwärts bangen derzeit darum, dass dieser See ihre Grundstücke zwischen „Bach“ und Eigenheim unterspült. Weitere Meter abwärts findet sich ein Regenrückhaltebecken. Oberhalb des Schlurmann-Grundstücks haben die Technischen Betriebe Remscheid (TBR) ein Mess-Häuschen an den Bach gestellt und darum eine Art Bauzaun. Dieser Bauzaun hat sich in dieser Nacht in wesentlichen Teilen selbstständig gemacht, stürzte in den Müggenbach und sorgte für eine totale Sperre. Äste, Laub, Plastiktüten – es gab nichts, was sich nicht in den Zaun-Elementen verfing, zu Barrikaden anwuchs und die Wassermassen des Bachs dazu zwangen, vorzugsweise rechts vorbei am Zaun eine Flutwelle auf das Grundstück des Hauses Oelmühle 7a zu bilden.

Schlurmanns haben sich schlaugemacht. Diesen Bauzaun hätte es hier nicht geben dürfen. Das wird in diesen Tagen ein Professor dokumentieren, der als Gutachter aus Aachen anreist. Der Versicherungsmakler war bereits am Sonntag da. Die Türen sind verzogen, das Gartenhäuschen war voller Wasser, Erdgeschoss und Keller ohnehin.

Die Remscheider Polizei, zu der Margit Schlurmann mehrfach den Kontakt suchte, sei nicht bereit gewesen, eine Anzeige aufzunehmen. Die holten Schlurmanns persönlich nach. Am Mittwoch tauchten spontan Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz mit Mitarbeiterin Sabine Räck und TBR-Sprecher Frank Ackermann sowie Christian Terliesner auf, Bereichsleiter Kanalbetrieb. „Wir lassen Sie mit dem Elend nicht allein“, versprachen sie.

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