Wirtschaft Unternehmer drücken die Schulbank

Remscheid · Im Bergischen Land gibt’s nun eine Unternehmerschule. Zielgruppe sind nicht nur Existenzgründer.

Noch am Morgen hatte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) eine Remscheider Grundschule besucht. „Was die Viertklässler schon alles wissen, war schon beeindruckend“, berichtete der Stadtchef dann am Abend in den Räumen der Stadtsparkasse Remscheid an der Alleestraße. Dort eröffnete Mast-Weisz die erste Unternehmerschule für das Bergische Land – und schlug zu diesem Anlass den Bogen von den Grundschülern zu sich selbst: „Bildung ist ein Schlüsselwort, dessen Bedeutung nicht irgendwann nachlässt“, betonte er. Lebenslanges Lernen sei extrem wichtig. „Das gilt für Viertklässler genauso wie für Oberbürgermeister.“ Und für Unternehmer auch.

Denn an sie – Inhaber und Geschäftsführer kleiner und mittelständischer Firmen – richtet sich die Unternehmerschule, die von der Wirtschaftsförderung der Stadt initiiert wurde. Ziel ist es, die Unternehmen zu professionalisieren und in ihrer Führungs-, Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Das verdeutlichte Peter Müller, der als Geschäftsleiter des Bonner Instituts für Integrative Wirtschaftsförderung die Federführung bei dem Lehrplan der Schule hat. „In der Politik gibt es oft nur die Alternativen Kaputtsparen, Schuldenmachen und Steuererhöhungen. Dabei wäre der Königsweg, die Unternehmen leistungsfähiger zu machen und damit für mehr Steuereinnahmen zu sorgen“, erklärte Müller.

Ein Ansatz, den Michael Wellershaus als Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Remscheid, die die Unternehmerschule unterstützt, für sein Haus unterstrich. „Schließlich haben wir als Sparkasse ein vitales Interesse daran, dass die Remscheider Unternehmen gesund sind.“ Der Unterricht an der Unternehmerschule, der in den Räumen des Backhauses in Lennep stattfinden wird, orientiert sich am Motto „Aus der Praxis für die Praxis“. Im Klartext bedeutet das: Erfahrene Führungskräfte, Manager und Unternehmensberater fungieren als „Lehrer“ und vermitteln praxisorientiert ihr Wissen an die „Schüler“, also die Chefs kleiner und mittelständischer Firmen. Auf dem Lehrplan stehen die Module „Führungsfähigkeit“, „Leistungsfähigkeit“ und „Wettbewerbsfähigkeit“ mit jeweils drei bis vier Veranstaltungen. Dabei geht es ebenso um das klassische Rüstzeug des Unternehmers wie Buchführung oder Kostenrechnung wie um Themen wie Mitarbeitermotivation, Zeitmanagement oder Marketingkonzepte.

Leiter der Unternehmerschule ist Holger Schlichting, Geschäftsführer des Remscheider Beratungsunternehmens Praxisfeld GmbH. Er sieht die Unternehmerschule als „Reflexionsfläche, auf der Unternehmer ihr eigenes Wissen mit dem anderer abgleichen können“. Als Zielgruppe seien sowohl junge Existenzgründer denkbar, als auch etablierte Unternehmer, die ihre Arbeit selbstkritisch beleuchteten. Gerade bei Letzteren sei es oft nicht einfach, eine Selbstreflexion anzuregen und sie vom Sinn eines Besuchs der Unternehmerschule zu überzeugen, gab Schlichting zu. „Dass es dem eigenen Unternehmen Vorteile bringt, merken sie meist aber nach dem ersten Jahr, wenn andere Unternehmer berichten, was ihnen der Unterricht gebracht hat“, erklärte der Schulleiter. Das rechtfertige auch den Preis von 195 Euro netto pro Veranstaltungstag. „Es ist auch eine Investition. Ähnlich wie die in eine Maschine, von der ich später im Unternehmen profitiere.“

Mehr Infos im Internet unter:
www.praxisfeld.de

(Boll)
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