Oliver Maria Schmitt (früher Titanic-Chefredakteur) "Unser Gesang liegt jenseits der Hörbarkeitsgrenze"

Remscheid · Die drei ehemaligen TITANIC-Chefredakteure Martin Sonneborn, Oliver Maria Schmitt und Thomas Gsella touren seit Jahren als "TITANIC Boygroup" durch die Lande. Am Montag, 27. April, bestreiten sie in der Klosterkirche (20 Uhr) den vorletzten Auftritt ihrer Abschiedstournee. Bernd Geisler sprach mit Oliver Maria Schmitt.

Herr Schmitt, was kann und darf das Publikum in der Klosterkirche in Lennep von der "Titanic Boygroup" erwarten?

Schmitt Wir bieten 240 Minuten Spaß, Spiel, Spannung, Zauberei, Jonglage, Illusion, bodenständigen Rock vom feinsten, Emotion pur und jede Menge Knüllerangebote, die andere nicht haben. Dazwischen kann es allerdings auch zu gezielten Beleidigungen von Bundeskanzlerinnen und Päpsten kommen, Unterstellungen, Tatsachenverdrehungen und natürlich auch Witzen auf Kosten Dritter, Wuppertaler etwa, oder Solinger zum Beispiel, und da sind die Hitler-, Gauck-, Merkel- und Helene-Fischer-Witze noch gar nicht mitgerechnet.

Was erwarten Sie vom Publikum?

Schmitt Gepflegtes Desinteresse und ein dickes Fell - wie man's von den Remscheidern gewohnt ist.

Wie aktuell ist Ihr Programm?

Schmitt Da es ein Querschnitt durch unsere Showhöhepunkte der Jahre 1996 - 2015 ist, wird es zu gleichen Teilen uralt und brandaktuell sein. Letztlich gibt es ja nur zwei gute Witze: den mit der Bananenschale und den anderen, aber den verrate ich jetzt noch nicht.

Beziehen Sie lokale Themen mit ein, wie etwa das in der Planung befindliche Outlet-Center (DOC) in Lennep? Es erhitzt derzeit die Gemüter in Lennep querbeet.

Schmitt Natürlich wird das DOC in Lennep den thematischen Schwerpunkt des Abends bilden. Wir werden als neuen Standort das Gelände der zum Abriss bestimmten Evangelischen Stadtkirche vorschlagen und zugleich als solvente Investoren auftreten.

Im Allgemeinen singen Boygroups - Sie auch?

Schmitt Ja, aber unser monodischer Obertongesang ist zum Glück jenseits der Hörbarkeitsgrenze.

Wie tief schmerzt der Gedanke, die vorletzte Vorstellung der Abschiedstournee in einer Klosterkirche zu absolvieren?

Schmitt Die Aussicht auf ein vorletztes irdisches Gastspiel im Hause Gottes tröstet uns sehr und schenkt uns Kraft. Wir wollen diesen denkwürdigen Abend daher auch im Zeichen der Ökumene gestalten und beide Großreligionen, die evangelische wie die katholische, zu gleichen Teilen beleidigen. Alles andere wäre ungerecht.

Wie viele Tränchen werden fließen? Oder knallen auch schon bei der vorletzten Veranstaltung die Sektkorken?

Schmitt Wenn wir es schaffen, Lennep lebend zu verlassen, fließen auf jeden Fall Freudentränchen und die Sektkorken werden knallen bis hinter Wuppertal.

Warum findet die "Titanic Boygroup" ein so jähes Ende?

Schmitt Na ja, jäh kann man das ja nicht nennen. Wir haben uns im Laufe der Jahre einfach auseinandergelebt, uns treibt nur noch der gegenseitige Hass. Nach über 18 Tourjahren und 1000 ausverkauften Auftritten können wir uns einfach nicht mehr riechen. Wir reisen prinzipiell mit drei verschiedenen Limousinen zu unseren letzten Gigs und betreten die Auftrittsorte durch drei verschiedene Eingänge. Auf der Bühne ignorieren wir uns dann völlig. Schlimm genug, dass wir erst kürzlich rausbekamen, dass wir jahrelang alle mit der gleichen Frau verheiratet waren. Das steckt man nicht so leicht weg.

Geben Sie in Remscheid-Lennep noch einmal alles?

Schmitt Wir hatten eigentlich vor, nur 30 Prozent zu geben. Unser Agent meinte, das wäre für Lennep schon viel. Außerdem bringt der PARTEI-Chef und EU-Abgeordnete Martin Sonneborn jede Menge Wahlgeschenke aus Brüssel mit, vor allem leere Versprechungen und windige Visionen.

Was kommt für Sie nach der Titanic Boygroup?

Schmitt Die Sicherung des Nachruhms. Im Herbst wird unser gedrucktes Vermächtnis erscheinen: "TITANIC BoyGroup - 20 Jahre Krawall für Deutschland", darin versammeln wir alle Tiefpunkte unserer Karriere, sogar die unbezahlten Minibarrechnungen aus zwei Jahrzehnten.

(begei)
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