Aktion Unfallrisiko Smartphone

Remscheid · Die erste länderübergreifende Verkehrssicherheitsaktion der Polizei hatte die Ablenkung durch Smartphone und Co. zum Thema. Kontrollen und Präventionsmaßnahmen wurden auch in Remscheid durchgeführt.

 Stephan Keller von der Verkehrsunfallprävention der Polizei Remscheid traf an seinem Infostand auf Alexandra Becker mit Tochter Sophie.

Stephan Keller von der Verkehrsunfallprävention der Polizei Remscheid traf an seinem Infostand auf Alexandra Becker mit Tochter Sophie.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Es ist nur eine Sekunde. Mehr nicht. Doch diese eine Sekunde ist man blind. Die Ablenkung im Straßenverkehr ist durch elektronische Geräte extrem hoch, die Risiken werden oft unterschätzt. Unter dem Motto „sicher.mobil.leben – Ablenkung im Blick“ fand deshalb am Donnerstag erstmals die länderübergreifende Verkehrssicherheitsaktion der Polizei statt.

Neben Präventionsmaßnahmen kontrollierten die Beamten an verschiedenen Stellen im Bergischen Städtedreieck. Alleine in Remscheid waren vier Funkwagen im Einsatz, berichtet Polizeisprecher Stefan Weiand. Auslöser dazu war die bisherige Zahl an Verstößen: 3000 wurden in diesem Jahr schon in den drei Städten geahndet. Das sei eine erschreckende Zahl, sagt Stephan Keller von der Verkehrsunfallprävention der Polizei Remscheid. Er hatte sich mit einem Infostand bei der TÜV-Stelle in Lennep positioniert und sprach gezielt Autofahrer auf ihr Verhalten an.

„Die Leute sind sich oft nicht im Klaren darüber, dass es eine Ablenkung ist“, betont er. Rund 77 Prozent der Fahrer zwischen 30 bis 44 Jahren nutze das Mobiltelefon während der Fahrt ohne Freisprecheinrichtung. Durchschnittlich jeder sechste Autofahrer verfasse Textnachrichten, gibt die Polizeipressestelle in einer Mitteilung bekannt.

Um den Fahrzeugführern die Konsequenzen deutlicher vor Augen zu führen, hatte Keller eine Strecke mit rot-weißen Hütchen abgesteckt, die man blind fährt, wenn man nur eine Sekunde auf das Display schaut. Das sind immerhin neun Meter im Blindflug bei einer Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern. Auf ein Kind, das etwa zwischen zwei parkenden Autos auftaucht, um die Straße zu überqueren, kann man dann nicht mehr rechtzeitig mit einer Bremsung reagieren, erklärt der Experte.

Auch der Blick auf das Navigationssystem oder auf das Tablet birgt ein hohes Gefahrenpotenzial. Die Nutzung der Geräte erhöht das Unfallrisiko um das Vierfache. Selbst das Gespräch über die Freisprechanlage ist eine Ablenkung. Doch Einsicht zeigen nicht viele Autofahrer. Und auch bei Radfahrern nehme die Nutzung der Geräte während der Fahrt stark zu – oft in Kombination mit Kopfhörern, die das Unfallrisiko erhöhen. Das haben die Beamten bei Aktionen auf der Balkantrasse feststellen können. „Es fehlt das Schadenerlebnis“, sagt Michael Wenner von der Verkehrsunfallprävention.

Mit der neuen Aktion wolle man Verständnis schaffen, bevor etwas passiert, und nicht zwingend an den Geldbeutel. Auch, wenn die Beamten gestern das Handy in der Hand oder am Ohr mit dem seit Ende 2017 gültigen Bußgeld in Höhe von 100 Euro sowie einem Punkt in Flensburg ahnden konnten. Fahranfängern droht sogar die Verlängerung der Probezeit. Das Ergebnis der Kontrollen solle im Laufe des heutigen Tages durch die Polizei bekanntgegeben werden, sagt Stefan Weiand. Auf ein Bußgeld oder Verlängerung der Probezeit legen es die Fahrschülerinnen Zeynep (20) und Seloua (19) nicht an. Stephan Keller sprach die beiden direkt vor ihrer Fahrprüfung an, um für das Thema zu sensibilisieren. Sie machen es richtig. „Ich hatte mein Handy während der Fahrstunden immer in der Tasche“, sagt Zeynep. Dort sollte es auch sein, empfiehlt Keller. Wenn man es als Navi nutzt, sollte man prüfen, ob man Anrufe und Nachrichten für die Zeit der Fahrt umleiten kann.

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