Remscheid Unfall – Gemeinde im Dilemma

Remscheid · Die Evangelische Kirche Lennep will vorbeugen: 2011 verursachte eine Lawine, die vom Kirchendach fiel, großen Schaden. Bei starkem Schnee will die Gemeinde daher den Kirchplatz sperren. Das würde aber Nachbarn behindern.

 Am 6. Januar 2011 stürzten so gewaltige Schneemassen vom Dach der Evangelischen Stadtkirche Lennep, dass sie ein Baugerüst niederrissen und Schäden an Autos und Häusern verursachten.

Am 6. Januar 2011 stürzten so gewaltige Schneemassen vom Dach der Evangelischen Stadtkirche Lennep, dass sie ein Baugerüst niederrissen und Schäden an Autos und Häusern verursachten.

Foto: Nico Hertgen (Archiv)

Lennep Die Nachbarn der Evangelischen Stadtkirche Lennep sind in Sorge. Können Sie im kommenden Winter noch ihre Hauseingänge und Garagen erreichen?

 Blick in den Innenraum der Stadtkirche Lennep.

Blick in den Innenraum der Stadtkirche Lennep.

Foto: Archiv

Die Gemeinde überlegt, den Kirchplatz, der das Gotteshaus umgibt und ihr gehört, bei besonders starkem Schneefall sperren zu lassen. Damit will sie verhindern, dass sich in den kommenden Wintern nochmals ein ähnlicher Unfall ereignet wie am 6. Januar 2011. Damals fiel eine gewaltige Schneelawine vom Dach, die ein Baugerüst zum Einsturz brachte und dabei Autos und umliegende Hauseingänge beschädigte. Noch immer laufen gleich drei Gerichtsverfahren, in denen Juristen, Versicherungen und Betroffene bemüht sind, nach Haftenden zu suchen und Forderungen nach Schadensersatz in Einklang zu bringen. So lange müssen Anwohner, aber auch die Evangelische Kirchengemeinde auf die Reparatur ihrer Schäden warten.

Klares Wort der Stadtverwaltung

"Wir sind von der Stadt Remscheid aufgefordert worden, unserer Verkehrssicherungspflicht nachzukommen", berichtet Rolf Haumann, Referent der Evangelischen Kirchengemeinde Lennep. Wenn Gefahr bestehe, "muss der Kirchplatz daher im Extremfall gesperrt werden", betont Haumann.

Problem nur: Laut Stadtverwaltung verlaufen über den Kirchplatz Leitungs- und Wegerechte, die im Bebauungsplan verankert sind. Eine vollständige Sperrung sei daher rechtlich nicht gestattet, heißt es aus dem Rathaus.

Das sieht der Rechtsbeistand der Evangelischen Kirchengemeinde anders: "Unsere Anwältin hat uns mitgeteilt, dass die Verkehrssicherungspflicht vor der Nutzung von Eigentum kommt", erläutert Haumann. Die Gemeinde habe daher das Recht, den Kirchplatz zu sperren, wenn Gefahr im Verzug ist.

Für Gerhard Wollnitz, der gemeinsam mit Ehefrau Ulrike Hahn-Wollnitz die "Röntgen-Apotheke" unweit der Evangelischen Stadtkirche betreibt, stellen diese Überlegungen ein großes Problem dar: "Wir können die Apotheke nur über den Seiteneingang am Kirchplatz betreten. Außerdem sind wir auf Lieferverkehr angewiesen", sagt er auf BM-Anfrage. Auch andere Anwohner müssten dann erhebliche Behinderungen in Kauf nehmen.

Kirche will informieren

Gemeindereferent Rolf Haumann versichert, dass die Nachbarn vor einer Sperrung rechtzeitig informiert würden. Außerdem sei die Situation in den kommenden Jahren entspannter, da die weiteren Sanierungsarbeiten an der Kirche kein weitläufiges Baugerüst mehr erfordern. Nur zum Auswechseln der Fenster werde in den kommenden Wochen noch einmal ein Teilgerüst aufgestellt. Das werde aber vor dem Winter wieder abgebaut.

Internet Bisherige Berichterstattung unter www.rp-online.de/remscheid

(RP)
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