Remscheid Überschlag mit der Rauschbrille

Remscheid · Dritter Aktionstag "Junge Fahrer" der Polizei für Auszubildende will mit plastischen Beispielen sensibilisieren.

 Große Kulisse für die Feuerwehr, die beim Aktionstag der Polizei die Rettung eingeklemmter Fahrer demonstrierte.

Große Kulisse für die Feuerwehr, die beim Aktionstag der Polizei die Rettung eingeklemmter Fahrer demonstrierte.

Foto: Peter meuter

"Was passiert beim Aufprall, wenn ihr im Auto die Arme gestreckt am Lenkrad habt?", fragt Hauptkommissar Thomas Müller die Gruppe von Jugendlichen, die gestern auf dem Garagenhof der Polizei Remscheid am Quimperplatz um seinen Streifenwagen verteilt stehen. Wie in der Schule melden sich zwei der Jugendlichen: "Dann brechen die Gelenke sofort", antwortet einer. "Richtige Antwort", sagt Müller, der zusammen mit seiner Kollegin, Hauptkommissarin Katrin Grastat aus Solingen, nach Remscheid zum dritten Aktionstag "Junge Fahrer" gekommen ist. Die beiden Polizeibeamten erzählen, wie man das eigene Fahrzeug richtig einstellt, damit man möglichst sicher unterwegs ist. Die Jugendlichen hören aufmerksam zu und stellen immer wieder Fragen.

Der große Erfolg der Veranstaltungen hatte die Spezialisten von der Verkehrsunfallprävention in diesem Jahr dazu bewogen, nicht nur wie bisher die Jugendlichen des Berufsbildungszentrums der Remscheider Metall- und Elektroindustrie (BZI) einzuladen: "Wir haben in diesem Jahr auch die der Berufskollegs angesprochen", sagte Hauptkommissar Michael Brandenstein, der die beiden Tage organisiert hat.

Hintergrund des Aktionstags, das betonte auch Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher, sei hingegen eine eher tragische Statistik: "Wir haben sie heute eingeladen, weil sie einer Zielgruppe angehören, die uns große Sorgen macht", wandte sie sich an ihre Zuhörer. Die jungen Menschen zwischen 18 und 24 Jahren machten nämlich nur sieben Prozent der Bevölkerung aus - seien aber in etwa 25 Prozent aller Verkehrsunfälle verwickelt. "Das ist eine Zahl, die für Remscheid gilt - aber mit geringen Schwankungen auch die Situation bundesweit widerspiegelt. Der Aktionstag richtet sich zudem besonders an die jungen Männer", sagte Brandenstein. Die seien nämlich, ebenfalls statistisch belegt, besonders gefährdet.

Das Thema solle ohne den erhobenen Zeigefinger angegangen werden, sagte Michael Bartsch, der Leiter des Bereichs Verkehrsunfallprävention im Polizeipräsidium Wuppertal: "Wir alle wissen ja, dass man gerade dann nicht wirklich darauf hören will, wenn das von Erwachsenen entsprechend rübergebracht wird." Dazu passte auch Radermachers Wunsch, dass der Aktionstag den jungen Menschen nicht den Spaß am Autofahren vermiesen soll: "Er soll bewirken, dass Sie möglich sicher unterwegs sind", sagte die Polizeipräsidentin, ehe sie die rund 360 Jugendlichen in kleineren Gruppen zu den zehn verschiedenen Stationen des Parcours entließ.

Thematisch ging es darum, Situationen nachzuerleben, die zu Unfällen führen können. Dabei hatte man sich von der Verkehrsunfallprävention einige interessante Stationen einfallen lassen. "Die Stationen veranschaulichen die Themen sehr gut. Vor allem dann, wenn die Theorie verlassen wird", sagt Bartsch. Dies sei beim Gurtschlitten genauso gegeben, wie etwa bei der Bergung aus einem verunglückten Auto. "Dafür haben wir unsere Kooperationspartner von der Feuerwehr mit ins Boot geholt. Ebenfalls mit dabei ist die Verkehrswacht", sagte Radermacher. Auch durften sich die Jugendlichen am Überschlagsimulator und bei einer "Alkohol- und Drogenfahrt" mit der Rauschbrille einen nachhaltigen Eindruck von den Auswirkungen falschen Verhaltens im Straßenverkehr holen.

Thomas Müller und seine Kollegin haben jedenfalls einen positiven Eindruck von ihren jungen Zuhörern: "Wir versuchen, die Konsequenzen so plastisch wie möglich darzustellen. Wenn ich dann in die Augen der Leute sehe, dann erkenne ich Zustimmung, ein ,Das-mach-ich-nächstes-Mal-genau-so'."

(RP)
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