Remscheid Ü 80-Party im Dreivierteltakt
Remscheid · Die freundlichsten Türsteher der Welt gibt's bei der Ü80-Party im Katharinenstift. "Hallo, mein Name ist Petra Unverhau. Schön, dass Sie da sind." Eine tolle Begrüßung. Vorbildlich. Warum gibt es die nette Frau Unverhau nicht an jeder Partyschwelle?
Die heutigen Gäste danken die Begrüßung jedenfalls mit einem Lächeln. Überhaupt ist Dankbarkeit ein Zustand, der viel über die Ü 80-Party im Remscheider Katharinenstift aussagt. Die Bewohner sind dankbar, einen Nachmittag außerhalb der gewohnten Zimmer und Flure zuzubringen. Sie sind dankbar für ein bisschen Orgelmusik. Und wer ein bisschen Glück hatte, der ist dankbar, neben seinem Lieblingsmitbewohner sitzen zu können.
Gerda Potschko hat ihr Glück lieber selbst in die Hand genommen. Schließlich ist sie nicht umsonst die Heim-Beiratsvorsitzende und mit ihren 87 noch ganz schön flott unterwegs. Deshalb hat sie es auch fast ohne Hilfe die Treppe nach oben und an ihren gedeckten Kaffeetisch geschafft. Links ist noch ein freier Platz. Nicht zufällig, der ist reserviert. "Hallo, Frau Sommavilla! Hallo, hierher, zu mir", schallt es durch den Raum, als besagte Frau Sommavilla, Vorname Elsa, mitsamt Rollator den Eingang passiert. Die so Aufgeforderte hat nicht nur einen schönen Namen, sie war am Donnerstag auch beim Frisör und hat heute ganz offensichtlich ein bisschen länger vor dem Kleiderschrank gestanden. Das erinnere sich doch sehr an früher, sagt die ältere Dame und lächelt.
Einige Dinge ändern sich eben nicht. Zum Beispiel, dass die Herren der Schöpfung gerne etwas später kommen. Als die Frauen längst sitzen und mal mehr, mal weniger intensiv in Gespräche vertieft sind, gehen die einzigen beiden Männer der Partygesellschaft zu ihren Plätzen. Johann Baumgartner und Franz Kohout hätten in einem Raum voller Damen die Qual der Wahl, doch die Ü80-Party ist keine Singlebörse.
Als später die Tanzfläche eröffnet wird und ein sanfter Walzer erklingt, tanzt die Damenwelt jedenfalls alleine. Manche Dinge ändern sich eben nicht. Eine durchaus beruhigende Erkenntnis.
