Remscheid Tim, der Schmied vom Steffenshammer

Remscheid · Beim "Anschmieden" im Gelpetal glühten nicht nur die Stahlstücke, sondern auch die Wangen der kleinen und großen Besucher.

 Tim (8) gehörte zu den ersten jungen Besuchern, die sich beim Anschmieden im Steffenshammer an die heißen Werkstücke wagen durfte.

Tim (8) gehörte zu den ersten jungen Besuchern, die sich beim Anschmieden im Steffenshammer an die heißen Werkstücke wagen durfte.

Foto: Nico Hertgen

Draußen lachte die Sonne, die Gelpe murmelte, der Leierkasten dudelte, die Bratwurst zischte, das Bier floss kühl und frisch. Drinnen glühte die Esse, drehte sich die Welle, hämmerte der Hammer. So muss Anschmieden sein, stand den zahlreichen Besuchern im Gesicht geschrieben.

Lutz Kleuser, Vorsitzender des Fördervereins "Steffenshammer", strahlte. Begeistert zeigte er den Besuchern die 1746 erbaute Schmiede. Den offiziellen Start der diesjährigen Schmiedesaison im Steffenshammer im Örtchen Clemenshammer läutete am Samstag die Uhr um 14 Uhr ein. Doch bereits vorher hatten sich Besucher eingefunden, um auch ja nichts zu verpassen.

In Ermangelung eines "Schüttjungen" zog Gerd Peter vom Förderverein am Stab direkt neben dem Schmiedestuhl und öffnete damit das "Radschött" (bergisch für: Sperrschleuse). Das Wasser aus dem "Iishus" (Eishaus) genannten Teich mit aufgestautem Wasser der Gelpe konnte das große, schwere Wasserrad oberschlächtig (von oben) mit einer Geschwindigkeit von 100 Litern in der Sekunde antreiben – es begann, sich zu drehen. Dadurch drehte sich auch die riesige Hammerwelle. Sie besteht aus Holz und hat ein Eigengewicht von zehn Tonnen.

Der Wasserhammer hängt an einem Viergespann aus Eichenbalken, das drei Meter tief in der Erde verankert ist. In der Hammerwelle befinden sich mittig stählerne Anschlagnocken. Sie lassen den Wasserhammer schlagen. Geschmiedet wurden im 18. Jahrhundert meistens Zimmermannswinkel. Der Steffenshammer hämmerte bis 1958 für die heimische Industrie. Hinzu kam ein kleinerer Hammer, der mit Strom betrieben wurde.

An ihm saß bei der Saisoneröffnung mit feuerroten Wangen der achtjährige Tim und hielt unter Aufsicht ein Stück rotglühenden Rundstahls auf den Amboss unter dem Hammer. "Daraus soll ein Schwert werden", sagte Tim. Mit gleichem Enthusiasmus betätigte sich auch der sechsjährige Paul als Schmied. Gut geschützt durch Helm, Brille und Schürze machte er sich mit Feuereifer daran, den Rundstahl vom Hammer platt schlagen zu lassen.

Der Saisonstart ist für den Förderverein des Steffenshammers stets etwas Besonderes. Im Winter ruht der Steffenshammer. Doch kein Grund für die Mannschaft, die Hände in den Schoß zu legen: Sie entschlammte den Teich. "Wir wollen auch in Zukunft unsere Energieversorgung sicherstellen", sagte Kleuser. Das Ziel sei, die historische Schmiedetechnik zu erhalten.

(bege)
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