Remscheid Tastensprünge von zarten Frauenhänden

Remscheid · Brigitte Rauscher eröffnete den Orgelsommer in der Stiftung Tannenhof. In diesem Jahr treten nur Organistinnen auf.

 Brigitte Rauscher vor der Beckerath-Orgel in der Kirche der Stiftung Tannenhof.

Brigitte Rauscher vor der Beckerath-Orgel in der Kirche der Stiftung Tannenhof.

Foto: Michael Schütz

Mit Brigitte Rauscher eröffnete eine musikalische Hochkaräterin den Orgelsommer in der Kirche der Evangelischen Stiftung Tannenhof, wie der Blick auf ihre Vita und ihr aktuelles kirchenmusikalisches Engagement zeigt. Die in Brasilien geborene Kreiskantorin des Kirchenkreises an Sieg und Rhein ist zudem Vorsitzende des Chorverbandes in der Evangelischen Kirche im Rheinland und berufenes Mitglied des ständigen Ausschusses für Kirchenmusik des Deutschen Evangelischen Kirchentags. Zudem macht die Organistin durch eine rege Konzerttätigkeit auf sich aufmerksam. Von ihrer Virtuosität konnten sich am Mittwochabend auch die Musikfreunde in der gut besuchten Stiftungskirche überzeugen.

"Orgel in zarten Händen" ist die beliebte Konzertreihe in diesem Jahr überschrieben. Während in den vergangenen 27 Jahren des Orgelsommers Frauen eher eine Randerscheinung waren, hat der Kirchenmusikausschuss der Evangelischen Kirchengemeinde bei der Stiftung Tannenhof diesmal nur Organistinnen eingeladen. Damit soll auf die Bedeutung der Frau in der Kirchenmusik, aber auch auf die Kreativität von Komponistinnen aufmerksam gemacht werden, erklärte Gemeindepfarrerin Christiane Böcker in ihren einführenden Worten.

Brigitte Rauscher hatte für ihr Konzert ein facettenreiches Programm zusammengestellt, das die Klangschönheit der kleinen, feinen Beckerath-Orgel herausstellte. Dabei bewegte sich die Künstlerin routiniert durch alle Epochen. Nach dem Auftakt mit barocken Klängen des "Ballo del granduca" von Jan Pieterszoon Sweelinck gab es einen gewaltigen Zeitensprung in die Gegenwart. Rebecca Groom te Felde ist eine zeitgenössische Komponistin, die mit "Conditor aime siderum" einen vierstrophigen Choral geschrieben hat, der am Schluss in sanftem Crescendo wie ein Windhauch vergeht. Die Australierin June Nixon hat mit dem kurzen "Epilogue"ein Stück komponiert, das sich vor allem durch prägnante Akkorde auszeichnet. Bei James Vivians "Helmsley" kontrastieren die schnellen Läufe auf dem Orgelmanual mit ruhigem Pedalspiel. Interessant auch die Komposition "Encarnacao e Glória de Jesus Christo" von Elisabete Damiao. Das Orgelstück ist eher dunkel gefärbt und wird dadurch von einer geheimnisvollen Aura umweht. Mit Alberto Ginastera endete das Konzert mit einer "Toccata" in moderner Tonsprache. Ein farbenreiches Konzert, das interessanterweise nicht chronologisch "sortiert" war, was dem virtuosen Vortrag einen besonderen Reiz gab. Viel Applaus und Zugabe. Beim zweiten Konzert in der Reihe konzertieren am nächsten Mittwoch, 10. August, um 19 Uhr Tannenhof-Kantorin Sylvia Tarhan und Klarinettist Ferdinand Holler. Die ursprünglich für den Termin angekündigte Organistin Ellen Beinert aus Münster musste aus Krankheitsgründen absagen.

(RP)
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