Remscheid Tannenhof: Angeklagter verletzt Mitpatienten schwer

Remscheid · Nichts war es mit dem heißen Kaffee im Morgengrauen, den die Nachtschicht an einem Oktobermorgen im Stationszimmer gerade frisch aufgesetzt hatte. Gepolter und Schreie aus dem benachbarten Raucherraum der Stiftung Tannenhof versetzten Krankenschwester und Pfleger in Alarmzustand.

Ein jetzt 31-jähriger Deutsch-Kasache, seit 19 Jahren in Remscheid lebend und wegen Angstpsychosen dort in stationärer Behandlung, hatte einen Mitpatienten durch heftige Schläge gegen den Kopf zu Boden gebracht und dann noch nachgetreten.

Als die Krankenschwester versuchte, den Gewaltausbruch zu stoppen, schaute er sie mit weit aufgerissenen Augen an, was diese zur sofortigen Flucht veranlasste. Der Täter rannte hinter ihr her - hielt aber sofort an, als sie vor dem Stationszimmer ausrutschte und auf den Boden fiel. Und dann ließ sich der Mann friedlich die blutende Hand verbinden.

Während die alarmierten Pfleger die schweren Kopfverletzungen des Opfers behandelten, schlug der Täter erneut zu. In seinem Schlafraum zertrümmerte er auf dem Kopf eines schlafenden 38-jährigen Mitpatienten eine Kaffeetasse. Der kann nun dadurch - so bewies es ein großer Stapel mit Attesten - auf dem rechten Auge fast nichts mehr sehen. Die rechte Gesichtshälfte wurde schwer verletzt, Platten mussten eingesetzt werden und er leidet heute noch unter Gesichtslähmungen.

Nach sofortigem Eingreifen der Pfleger ließ sich der angstpanische Täter ohne Gegenwehr fixieren. Für ihn wahr wohl schon gleich nach der Einweisung in den Tannenhof alles schiefgelaufen. Er fühlte sich bedroht, alle schienen etwas gegen ihn zu haben und redeten angeblich über ihn, drohten mit Schlägen und sogar mit Vergewaltigung. Auch nach der Verlegung in eine andere Gruppe fühlte sich der Mann bedroht, was dann zum Gewaltausbruch führte.

Selbst heute noch, trotz medikamentöser Behandlung in einer Klinik in Essen, sind die Angstpsychosen weiter aktiv. Er verweigere Essen, das von anderen ausgegeben wird und beobachte angeblich, wie Rattengift in den Tee geschüttet werde. Dazu reagiere er nach Aussage des psychiatrischen Gutachters panisch auf Albaner, die nach seiner Überzeugung alle Auftragskiller seien. Warum diese Angriffe gegen Mitpatienten? Er habe der befürchteten Gewalt zuvorkommen wollen, ließ der Angeklagte das Gericht wissen. Über dessen Schuldfähigkeit muss im Verlauf des Sicherungsverfahrens entschieden werden.

(RP)
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