Neues Angebot in Remscheid Erwachsene an die Ballettstange locken

Remscheid · Ballett gilt als Königsdisziplin des Tanzes. Auch deshalb wagen sich nur wenige Erwachsene daran. Michèle Bialon vom Studio B will das ändern – mit einem neuen Angebot in Lüttringhausen.

Ballettlehrerin Michèle Bialon (Studio B) bietet jetzt auch Ballett für Ü 24 oder auch Ü 42 an.

Ballettlehrerin Michèle Bialon (Studio B) bietet jetzt auch Ballett für Ü 24 oder auch Ü 42 an.

Foto: Jürgen Moll

Michèle Bialon vom Studio B kennt all die Vorbehalte gegenüber dem klassischen Ballett. Dass man es am besten von klein auf gemacht haben muss. Dass man am besten unter 50 Kilogramm wiegen sollte. Und dass Ballett nur etwas für Menschen im jungen Alter sei. „Stimmt ja auch“, sagt die langjährige Inhaberin der Remscheider Schule für modernen und klassischen Tanz. „Aber eben nur, wenn man Berufstänzerin werden möchte.“

In allen anderen Fällen gibt es nichts, was aus Sicht der in Südafrika geborenen und im Bergischen Land aufgewachsenen Tanzpädagogin gegen Ballett im fortgeschrittenen Alter spricht. „Und damit meine ich ganz bewusst nicht nur diejenigen, die schon als Kind Pliés und Grand-Pliés gelernt haben“, betont Bialon. „Ballett kann man in jeder Lebensphase anfangen.“ Tanzende Beweise für diese These finden sich seit Anfang Mai in einem Kurs, den Bialon in ihrem Saal in der Herbringhauer Straße 5a in Lüttringhausen anbietet. „Ich will dabei gezielt Erwachsene an die Ballettstange locken“, erklärt sie und hat auch die passenden Flyer entworfen. „Du bist Ü24 oder auch Ü42, fasziniert von Ballett oder hast es sogar schon einmal getanzt ?“ steht da neben dem Foto von einer gertenschlanken Ballerina in Pose auf einem Spitzenschuh. Darunter einladend der Satz: „Dann komm vorbei!“ Ein Aufruf, dem bereits einige Damen gefolgt sind. Herren hingegen seien noch nicht vertreten. „Dabei würde Ballett auch ihnen durchaus guttun“, findet Bialon. Schließlich gebe es keinen Sport, der mehr Körperkontrolle erfordert.

Ballett trainiere indes nicht nur ganzheitlich die Muskulatur und insbesondere auch die Körpermitte, sondern helfe vor allen Dingen, komplett abzuschalten. Der Grund: „Der Ballettsaal ist eine eigene Welt, in der nicht nur trainiert, sondern auch getanzt wird.“ Das mache auch den besonderen Reiz aus – „speziell für erwachsene Menschen, die in unserer Kultur kaum noch oder gar nicht mehr zum Tanzen kommen“. Denn die Zeiten der Volkstänze seien zumindest in Nordrhein-Westfalen vorbei. „Junge Leute kompensieren das, indem sie beispielsweise in Diskotheken gehen.“ Menschen im fortgeschrittenen Alter hingegen bliebe oft nur der Tanzkurs. „Das ist zwar auch toll, hat aber nicht den Trainingseffekt von Ballettunterricht.“

Wie intensiv dieser Unterricht ist, könne jeder Teilnehmer selbst steuern. Denn das Training starte nach einer Aufwärmphase mit langsamen Bewegungen und folge Woche für Woche einem regelmäßigen Ablauf. „Erfahrene Ballett-Trainer sehen dabei von Anfang an, welche individuellen Fähigkeiten und körperlichen Kapazitäten im Einzelfall vorhanden sind.“ Diese würden im Training berücksichtigt. „Das muss auch so sein, weil jeder Körper anders ist, vor allem im Hinblick auf die Fähigkeit, sich zu strecken und zu dehnen oder eine tiefe Kniebeuge zu machen.“ Trotzdem sei ein Unterricht für alle möglich: „Wer schon als Kind Ballett gemacht hat, hebt sein Bein eben einfach etwas höher.“ Darüber hinaus gelte für alle gleichermaßen: „In einer Ballettstunde ist Disziplin nach wie vor das A und O.“ Konkret heiße das: „Man hat zwar viel Spaß miteinander, hält sich aber zugleich an die Regeln.“

Dazu gehöre, dass man der Musik folge, das Smartphone ausschalte und Gespräche nur am Rande der Stunde führe. Fragen hingegen seien jederzeit erlaubt, „vor allem dann, wenn man den einen oder anderen französischen Fachbegriff nicht versteht“. Ein Meister der Terminologie des klassischen Balletts müsse ohnehin niemand sein, um loszulegen. Hilfreich sei auch, dass die meisten Pädagogen viele Bewegungsabläufe mitmachen – so auch sie selbst. Denn trotz der vielen Kurse, die sie unterrichte und unter denen sich auch viele moderne Tanzrichtungen befinden, stelle sie immer wieder fest: „Was mich trotz hoher Grundfitness am stärksten fordert, ist und bleibt das Ballett.“ Von einer Königsdisziplin zu sprechen, sei daher „auch vor diesem Hintergrund durchaus angemessen“.

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