Interview Stefan Verhasselt „Ich feiere Weihnachten analog“

Remscheid · Weihnachten ohne Handy – geht das? Für Kabarettist Stefan Verhasselt ist das gar kein Problem. Die Familie ist nämlich eine kommunikationsfreudige Truppe.

 Stefan Verhasselt kommt auf die Bühne des Lenneper Rotationstheaters.

Stefan Verhasselt kommt auf die Bühne des Lenneper Rotationstheaters.

Foto: Michael Ricks

Immer mehr Menschen sind vom Handy genervt. Trotzdem legt es niemand weg. In Cafés, Konferenzen, auf Spaziergängen, am heimischen Frühstücks- und Abendbrottisch wird gedaddelt, was das Zeug hält. Wir reden nicht mit unserem Gegenüber, aber mit allen anderen per App. Weihnachten – die Zeit der Stille – wäre doch mal eine gute Gelegenheit zur Abstinenz gewesen. Wir wollten wissen, was der Kabarettist Stefan Verhasselt davon hält.

Herr Verhasselt, wie feiern Sie Heiligabend ­­– mit oder ohne Handy? Oder verschenken Sie sogar eins oder bekommen selbst ein neues, mit dem Sie sich über die Feiertage beschäftigen können?

Verhasselt Ich feiere Weihnachten mit Baum, mit Messe, aber ohne Handy. Und „ganz analog“ mit Familie und Freunden.

Also Sie haben immer nette Gesprächspartner oder sogar Kabarettisten-Freunde, die Ihnen die lustigen Video-Clips von nackten tanzenden Weihnachtsmännern und singenden Bambis ersetzen?

Verhasselt Ja, meine Familie ist eine kommunikationsfreudige Truppe. Am ersten Weihnachtstag treffen wir uns schon mittags, und es endet ohne „Gesprächsfadenverlust“ erst am späten Abend. „Pausen“ entstehen da nur durch Essen oder Trinken.

2617 Mal sollen Smartphone-Besitzer am Tag ihr Handy streicheln, besagt eine amerikanische Studie. Manche sogar doppelt so oft. Entsteht da nicht eine fürchterliche Lücke, wenn man das Handy mal weglegt? Haben Sie eventuell ein Haustier, das Sie stattdessen streicheln können?

Verhasselt Da falle ich aus dem Rahmen. Liebevoll streicheln würde ich eher meine Partnerin, als mein Handy. Hab es so oft nicht in der Hand. Und hätten wir noch einen Hund – wir hatten früher einen Boxer – würde ich ihn natürlich auch streicheln, wenn er wieder „brav“ die Hausschuhe in seinen Korb gebracht hat.

Was halten Sie von der Manie, überall sofort das Handy auszupacken? Haben Sie eine Idee wie man gegensteuern könnte?

Verhasselt Da lege sogar noch einen drauf: mein Smartphone, mein Autoschlüssel, mein Portemonnaie. Sonst sitzt es sich so schlecht an einem Tisch, mit den Sachen in den Hosentaschen. Jede Tischdeko wird so ungefragt upgegradet (lacht)

Wir haben eine Idee, zumindest für ein paar Stunden: Etwa Ihren Auftritt am 24. Januar ab 20 Uhr im Lenneper Rotationstheater zu besuchen. Worum geht es in Ihrem Programm?

Verhasselt In meinem neuen Programm geht’s auch um Sprachnachrichten via Smartphone, um aktuelle Floskeln, Einwort-Sätze usw. Und natürlich wieder um die „Eigenarten“, die die Rheinländer so an sich haben. Vielleicht entdeckt sich mein Publikum ja wieder in „Kabarett 5.0 – Zwischen den Zeilen“.

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