Interview Stefan Steinröhder „Die Kunstschule hat gewonnen“

Remscheid · MKS-Leiter Stefan Steinröhder ist wunschlos glücklich mit dem neuen Domizil der Musik- und Kunstschule.

 Stefan Steinröhder ist seit fünf Jahren Leiter der Musik- und Kunstschule.

Stefan Steinröhder ist seit fünf Jahren Leiter der Musik- und Kunstschule.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Herr Steinröhder, wie fühlt es sich an, im neuen Gebäude an der Scharffstraße zu arbeiten?

Steinröhder Es ist wunderbar. Ich bin verliebt in das Gebäude. Was in der Böker-Villa baulich nicht mehr in Ordnung war, ist nun alles sehr gut. Das Gebäude ist hell und groß. Und wir haben einen wunderbaren Garten. Der Garten ist ein riesiger Pluspunkt, wie wir schon bei der Einweihung und am „Tag der offenen Tür“ gemerkt haben. Wir haben in dem neuen Gebäude alle Unterrichte eins zu eins übernehmen können. Es gibt keine Nachteile. Auch Schlagzeugunterricht findet statt. Die Kunstschule hat bombig gewonnen. Sie ist aus dem Keller ans Licht gekommen. Es ist noch nicht alles hundertprozentig fertig. Aber es gestaltet sich.

Wie ist die Resonanz bei den Schülern? Gibt es durch das Gebäude mehr Zuspruch?

Steinröhder Meinem Eindruck nach ja. Wir haben verschiedene Grundstufenkurse im Angebot. Die hatten wir gar nicht beworben. Sie wurden aber angefragt. Zwei neue Gruppen Früherziehung sind so entstanden. Als ich bei den Eltern nachfragte, wie man auf die Musikschule gekommen sei, hieß die für mich überraschende Antwort, das sei jetzt so schön zentral. Für die Eltern, die ihre Kinder zu uns hinbringen, ist es noch angenehmer als früher. Sie haben Stadtbibliothek und Allee-Center direkt nebenan. Der sehr öffentlich begleitete Umzug hat dazu geführt, dass beim „Tag der offenen Türe“ viel mehr unbekannte Leute bei uns waren als früher. Damit haben wir nicht gerechnet.

Jede Schülergeneration hat ihre Vorlieben. Was ist im Moment besonders gefragt?

Steinröhder Schwer zu sagen. Eigentlich sind die Interessen sehr in die Breite gestreut. Manche Instrumente bekommen wieder mehr Aufmerksamkeit. Wir haben viele Schüler, die an Streichinstrumenten interessiert sind. Gesang ist weiterhin beliebt. Formate wie „Deutschland sucht den Superstar“ fördern so etwas. Viele möchten das ausprobieren und in Richtung Pop gehen, um sich gesanglich weiterzuentwickeln. Durch die Schulkooperationen arbeiten wir viel in großen Gruppen. Dazu gehört auch das Blockflötenspektakel, das wir vor einem Jahr gegründet haben. Das hat der Blockflöte eine kleine Renaissance beschert. Einen richtigen Klassik-Boom sehe ich aber nicht. Wir sind in der MKS breit aufgestellt.

Dazu gehört auch Jazz?

Steinröhder Rock, Pop, Jazz ist ein wichtiger Bereich. Wir haben viele Bands unterschiedlichster Ausrichtungen. Jede Richtung wird bedient.

Sie haben etwa 2500 Schüler. Wie schaffen Sie es, dass es keine Wartelisten gibt?

Steinröhder Es gab von Anfang an einen sehr guten Lehrerstab. Neben den fest angestellten Lehrern gibt es die Honorarkräfte, bei denen es immer noch etwas Luft gibt. So lässt sich alles gut verteilen. Manches entwickelt sich auch durch das Engagement der Lehrkräfte. Zum Beispiel Harfe. Die Kollegin hatte zunächst einen Tag bei uns Unterricht. Durch ihre persönliche Beliebtheit sind zwei Tage daraus geworden. Dadurch haben wir eine gute Harfenklasse.

Es gibt die Zehner-Karte der MKS. Wie ist denn der Zuspruch bei den Erwachsenen?

Steinröhder Der ist durch die Zehnerkarte gestiegen. Der Vorteil ist, die Interessierten müssen nicht jede Woche kommen. Man kann es mit dem Lehrer so vereinbaren, wie es passt. Da haben wir einen guten Stamm an Kundschaft. Das Angebot wird auch gerne als Geschenk genommen.

Sie kooperieren mit vielen Schulen. Warum ist das eine wichtige Aufgabe?

Steinröhder Durch die Kooperationen mit den Schulen werden wir dem Auftrag des Kommunalen Bildungszentrums gerecht, jedem Kind einen Einstieg in kulturelle Bildung zu ermöglichen – und zwar unabhängig von der familiären oder finanziellen Situation des Schülers. Wir tauchen mit unseren Angeboten fast in jeder Grundschule auf. Das zahlt sich aus, auch wenn die Kinder danach nicht sofort den Weg zu uns finden.

Läuft die Kooperation mit den Schulen gut?

Steinröhder Die läuft sehr gut. Die Schulen werden immer aufmerksamer, was unser Angebot angeht. Sie werden auch immer kreativer. Zum Beispiel ist das Röntgen-Gymnasium in diesem Zusammenhang zu nennen. Die haben mit uns nun eine Musikklasse gegründet.

Die MKS soll ja auch ein Begegnungszentrum werden, in dem es Kontakte mit Flüchtlingen geben soll. Wie können Sie diese Idee integrieren?

Steinröhder Die ist dadurch integriert, dass wir nichts Neues im Angebot erfunden haben. Wir haben keine Leute, die dort etwas Spezielles machen. Unser Angebot ist bereits genau das richtige. Menschen sollen einen Weg finden, um sich auszudrücken oder Inhalte aufzunehmen, die sie weiterentwickeln. Deshalb ist das Kommunale Bildungszentrum ideal dafür mit seinen Angeboten der VHS, der Bibliothek und natürlich der Musik- und Kunstschule. In der MKS haben wir niederschwellige Angebote wie zum Beispiel ein Rudelsingen. Bei uns kann Begegnung stattfinden. Wir schauen dann, wie wir sie moderieren können.

Seit fünf Jahren sind Sie nun Leiter der Musik- und Kunstschule. Wie soll die MKS in fünf Jahren aussehen?

Steinröhder Meine Aufgabe ist die pädagogisch-organisatorische Arbeit. Ich eruiere dabei, wo Bedarfe sind. Ich versuche Strömungen aufzunehmen aus der Region, auf Landes- und Bundesebene und den Verbänden. Und ich versuche mit den Kooperationspartnern so in Kontakt zu bleiben, dass ich weiß, was Remscheid braucht. Der Auftrag der Breitenbildung soll erfüllbar bleiben. Und da finde ich gute Unterstützung. Wenn sich die Musik- und Kunstschule in diese Richtung weiterentwickelt, ist das ein guter Weg in die Zukunft.

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