Ansichtssache Stadtverwaltung setzt die falsche Priorität

Remscheid · Warum wird dem aktuellen Bauvorhaben des Tannenhofs nicht der Vorrang gegenüber einem Flüchtlingsheim gegeben?

Ansichtssache: Stadtverwaltung setzt die falsche Priorität
Foto: Stephan Köhlen

Aus Sicht der Remscheider Verwaltung wirkt es wahrscheinlich sehr beruhigend, immer einen Plan für ein Flüchtlingsheim in der Schreibtischschublade zu haben. Man weiß ja nie, was da noch kommen wird. Vor allem weiß man nicht, wann wer kommen wird und wie viele Menschen. Das hängt von der weltpolitischen Lage ab. Wie vor zwei Jahren will sich Remscheid nicht noch einmal überrollen lassen und innerhalb von kürzester Zeit Schulen und Turnhallen freiräumen müssen. Das ist verständlich.

Unverständlich ist allerdings, warum die Verwaltung ausgerechnet in Lüttringhausen an der Ecke Beyenburger Straße/Barmer Straße ein Grundstück für diesen Zwecke reserviert hat. Denn es gibt für den Parkplatz einen potenten Käufer, der großes Interesse für den Bau einer Wohnanlage bekundet hat. Es ist die Stiftung Tannenhof, einer der größten Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler in Remscheid.

Ist es nicht Aufgabe der Wirtschaftsförderung und der Abteilung Stadtentwicklung, Remscheider Unternehmen bei ihren Expansionswünschen zu helfen, anstatt sie zu behindern? Kann es sich eine verschuldete Stadt leisten, auf den Verkaufserlös eines Grundstücks zu verzichten? Warum wird dem aktuellen Bauvorhaben des Tannenhofs nicht der Vorrang gegenüber einem Flüchtlingsheim gegeben, dessen Notwendigkeit bisher nur eine theoretische Annahme ist? Die Gewichtung ist falsch. Die Stadt sollte das Grundstück an den Tannenhof verkaufen. Das wäre gut für den Stadtteil, und gut für Remscheid.

Der Oberbürgermeister hat sich mit seiner Äußerung, bei neuen Flüchtlingsunterkünften sei Lüttringhausen nun mal an der Reihe, keine Freunde gemacht. Hat er übersehen, dass es bereits eine Unterkunft in Lüttringhausen gibt? Überhaupt gehört die Information über die Flüchtlingsarbeit nicht zu den Glanzstücken der öffentlichen Kommunikation.

Es hat schon viel Geschmäckle, dass die Bekanntgabe der neuen Unterkunft an der Königstraße erst einen Tag nach der Landtagswahl erfolgte. Wollte das rote Rathaus keine Störungen im Wahlkampf ? So etwas schafft wenig Vertrauen.

(RP)
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