Projekt in Remscheid Historische Zeitungsarchive in digitaler Form

Remscheid · Das Remscheider Stadtarchiv hat sich am NRW-weiten Projekt zeitpunkt.nrw beteiligt. Die Bestände der zwölf Zeitungtitel aus den Jahren 1830 bis 1943 sind digital erfasst worden.

Viola Meike, Sarah Rudolf, Sarah Baldy, Andreas Wallbrecht, Konstantin Hetz und Michael Herkenhoff (v.l.) freuen sich über die Digitalisierung. Das Lenneper Kreisblatt (1830-1941) ist nun online im NRW-Zeitungsportal.

Foto: Jürgen Moll

Stadtarchivarin Viola Meike kommt beinahe ein wenig ins Schwärmen, wenn sie über das neue NRW-Zeitungsportal spricht, auf dem mittlerweile die kompletten, im Stadtarchiv vorhandenen, Mikrofilm-Bestände der zwölf zwischen 1830 und 1943 in Remscheid erschienen Zeitungen in digitaler Form für alle interessierten Menschen vorliegen. „Es ist ein großartiges Projekt – und ich würde beinahe von einem Meilenstein sprechen“, sagt sie. Es sei eine ungeheure Arbeitserleichterung, sowohl für sie und ihre Kollegin Sarah Baldy bei der täglichen Recherchearbeit, aber auch für jeden wissenschaftlich forschenden oder einfach nur an der Remscheider Zeitungsgeschichte interessierten Menschen. „Bislang musste man mühsam am Mikrofilm-Gerät arbeiten – nach spätestens anderthalb Stunden waren die Augen so müde, dass man abbrechen musste. Das ist jetzt dank der Arbeit des Projekts zeitpunkt.nrw nicht mehr der Fall“, sagt Viola Meike.

Das Projekt hat seinen Ursprung im Jahr 2015, als die ersten Ideen dazu aufgekommen sind, sagt Projektleiter Dr. Michael Herkenhoff von der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn. „Richtig loslegen konnten wir allerdings erst zwei Jahre später, als alle Förderanträge genehmigt waren. Damals wurde in Bonn und Münster damit begonnen, die ersten Digitalisate zu erstellen“, sagt Herkenhoff. In der Folge sei ein Webseiten-Portal erstellt worden, das dann 2018 online gegangen sei – mit rund 2,7 Millionen Seiten. Was schon mehr als eindrucksvoll klingt, wird noch eindrucksvoller, wenn man sich bewusst macht, dass pro Monat 180.000 bis 200.000 Seiten digitalisiert werden. „Wir haben uns für Ende 2022 das Ziel von 15 Millionen Seiten gesetzt. Aktuell liegen wir bereits bei 15,2 Millionen“, sagt der Projektleiter. Er gehe davon aus, dass bis Jahresende rund 15,7 Millionen Zeitungsseiten aus ganz Nordrhein-Westfalen in digitaler Form hinterlegt seien.

Als sie gefragt worden sei, habe sie sofort ihre Zusage gegeben, sagt Viola Meike. „Wir verfügen über einen umfangreichen Bestand an Zeitung aus Zeitungen aus Remscheid und der Umgebung. Diese konnten vorher ausschließlich vor Ort genutzt werden“, sagt sie und verweist gleichzeitig auf die anstrengende Nutzungsform durch Mikrofilm. Man habe sich im Projektrahmen auf die Erscheinungszeit von 1801 bis 1945 festgelegt. „Hoffentlich können in einer Fortführung des Projekts auch die neueren Ausgaben digitalisiert werden“, betont die Stadtarchivarin.

Digitalisiert worden seien nun die Jahrgänge folgender Zeitungen: Lenneper Kreisblatt (1830 bis 1941), Remscheider General-Anzeiger (1890 bis 1945), Remscheider Zeitung (1869 bis 1923), Volksblatt für Remscheid und Umgebung (1848 bis 1865), Remscheider Volksblatt (1852 bis 1869), (Neue) Lüttringhauser Zeitung (1898 bis 1914), Remscheider Arbeiter-Zeitung (1912 bis 1916), Bergische Volksstimmer (1917 bis 1932), Bergische Tageszeitung (1941 bis 1943), Lüttringhauser Verkehrs-Anzeiger (1910 bis 1911), Täglicher Anzeiger für Lüttringhausen und Umgegend (1911 bis 1913) und Remscheider Tageblatt (Oktober bis Dezember 1924). „Insgesamt waren das etwa 310 Mikrofilme“, sagt Viola Meike.

Für die Digitalisierung seien zwei Mitarbeiter zuständig. Einer davon ist Konstantin Hetz. „Es geht deswegen so schnell, weil wir uns zunächst auf die auf Mikrofilm vorliegenden Ausgaben beschränkt haben – was das Einscannen wesentlich einfacher gestaltet“, sagt Dr. Sarah Rudolf, die das Projekt beim Landschaftsverband Rheinland koordiniert. „Wir nutzen hierfür einen Rollfilmscanner. Anschließend werden die Scans als TIF-Datei hochauflösend gespeichert und komprimiert auf den Server geladen“, sagt Hetz. Sarah Rudolf ergänzt: „Ein wichtiger Baustein unserer Arbeit ist die Kooperation der Archive. Denn diese hat dazu geführt, dass wir mit zeitpunkt.nrw mittlerweile deutschlandweit das größte Zeitungsportal online haben.“

Auf dem aktuellen Stand will man sich allerdings keineswegs ausruhen, wie Herkenhoff betont. „Schon seit ein paar Monaten arbeiten wir daran, das Projekt ab dem kommenden Jahr fortzusetzen. Dann sollen auch die nur im Original vorhandenen Zeitungsbestände digitalisiert werden.“ Das Ziel sei dabei durchaus ambitioniert, denn auch 2023 soll das Projekt keineswegs beendet sein. „Nach zwölf Jahren Projektdauer sollen einmal 25 Millionen Seiten digitalisiert sein und allen Menschen kostenfrei zur Verfügung stehen“, sagt Herkenhoff.