Fußball Zu stark für den Abstiegskampf, zu schwach fürs Titelrennen

Remscheid · Fußball-Landesliga: Der FC Remscheid startet am morgigen Sonntag mit einem Heimspiel gegen TuSpo Richrath und großen Personalsorgen in die neue Saison. Fünf Spieler fehlen beim Auftakt der Meisterschaft, vier weitere sind fraglich.

Verkehrte Welt herrschte am Donnerstag bei den Fußballern des FC Remscheid. Statt ins Netz, versuchten die Kicker bei einem launigen Tennis-Intermezzo bei Blau-Weiß Remscheid, die Bälle darüber zu platzieren. Daran sollte sich der Kader am morgigen Sonntag besser nicht mehr erinnern, denn dann geht es um 15 Uhr im heimischen Röntgen-Stadion gegen TuSpo Richrath erstmals in der neuen Saison um Meisterschaftspunkte.

"Wir alle wissen, wie wichtig ein guter Start für den Verlauf einer Saison sein kann", sagt FCR-Trainer Zeljko Nikolic. Deswegen hofft er nach einer von den Ergebnissen guten, was die Trainingsbeteiligung angeht aber ziemlich durchwachsenen Vorbereitung darauf, mit einem Sieg Selbstvertrauen tanken zu können. Das erlitt vergangenen Sonntag einen leichten Dämpfer, als es nach sieben Testspielsiegen gegen den VfL Leverkusen eine 0:2-Niederlage gab. "Aber vielleicht kam die Pleite genau zum richtigen Zeitpunkt", orakelte Nikolic nach der Partie.

Insgesamt zieht der oberste Übungsleiter der Remscheider ein positives Fazit der Vorbereitung: "Zwar haben immer wieder Spieler wegen Urlaub oder Verletzung beim Training gefehlt. Aber insgesamt sind Fortschritte erkennbar." Dass er trotzdem am Mittwoch augenzwinkernd darüber nachdachte, den von seiner Tochter zum Training mitgebrachten Familienhund fürs Richrath-Spiel zu testen, hat dennoch einen handfesten Hintergrund: Wenn Schiedsrichter Martin Bitto (Erkrath) morgen das erste Saisonspiel anpfeift, dann fehlen dem FCR nicht nur alle drei Neuzugänge (Marius Suchanoff, Matthias Csernak, Fabian Uthoff).

Auch Kapitän Markus Hosnjak und der lange Defensivspezialist Sebastian Grund genießen zurzeit noch ihren Urlaub. Gefährdet ist zudem der Einsatz von Andreas Kohlhaas (Schulterverletzung) und Haris Babic (Schmerzen im Gesäß). Ob Daniel Monteiro und Patrick Posavec rechtzeitig aus dem Urlaub zurückkommen — und wenn ja, in welchem Zustand —, darüber konnte Nikolic gestern nur rätseln. Ein Trost für die Remscheider: Mit Ausnahme der Topfavoriten aus Cronenberg und Wülfrath sowie Geheimfavorit SC Düsseldorf-West sieht die personelle Situation beim Gros der Kontrahenten nicht viel besser aus.

Auch bei der TuSpo aus Richrath, gegen die der FCR in der letzten Saison eine ausgeglichene Bilanz erzielte (3:1; 0:3), klagte Trainer Francisco Carrasco über ähnliche Probleme.

Kaum verändert hat sich beim FCR die Schwachstelle — das Mittelfeld. Während die Defensive mit Akteuren wie Markus Hosnjak, Andreas Kohlhaas, Matthias Rahman, Sebastian Grund oder auch dem nach seiner langen Verletzung (und einer Komplettrenovierung der Zähne) wieder genesenen Adis Babic viel Qualität aufweist und Rückkehrer Serkan Hacisalihoglu im Angriff für Belebung sorgen kann, klafft in der Zentralen oft genug eine große Lücke.

Der in der Vorbereitung einmal mehr angeschlagene Domenico Cozza, der kaum trainierende Daniel Monteiro oder auch Haris Babic konnten selten ihr Potenzial abrufen und gleichzeitig taktisch diszipliniert die Räume eng machen. Sebastian Pichura war einer trainingsfleißigsten Spieler, ist aber bisweilen gerade in Strafraumnähe zu übereifrig im Zweikampf. Und Neuzugang Matthias Csernak verrät zwar spielerische Klasse, muss sich aber erst noch an das Mehr an Defensivaufgaben gewöhnen. Möglich, dass deswegen der junge Yannick Freer auch im zentralen Mittelfeld seine Chance bekommt — wenn es die Personallage auf der linken Seite zulässt.

Gelingt der Start (kurioserweise mit fünf Heimspielen in den ersten sechs Begegnungen) und bleibt die Mannschaft von größeren Verletzungssorgen verschont, sollte der FCR in der neuen Saison nicht mehr wie im Vorjahr nur nach unten schielen müssen — obwohl der Umstand nicht zu unterschätzen ist, dass wenigstens fünf Teams in die Bezirksliga absteigen werden. Umgekehrt wird es für das Rennen um den Aufstieg aber auch nicht rei- chen. Zu verletzungs- anfällig sind manche Schlüsselspieler, zu fortgeschritten ist das Alter anderer. Und zu "grün" sind die Neu- zugänge, die allesamt aus unteren Fußball- Ligen kamen.

(RP)
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