Remscheid Warten aufs Finanzamt

Wer auf Rückzahlungen aus der Einkommensteuer hofft, muss in diesem Jahr Geduld haben. Weil die Steuererklärungen komplizierter geworden sind, dauert ihre Bearbeitung länger.

Nicht besonders freundlich ist zurzeit mancher Anruf beim Remscheider Finanzamt: Steuerpflichtige, die auf Rückzahlungen aus der Einkommensteuer hoffen, warten schon seit geraumer Zeit auf ihr Geld.

Ging bislang in einfachen Fällen die Zahlung bereits zwei Wochen nach Abgabe der Einkommensteuererklärung auf dem Konto ein, ist dies jetzt oft erst nach zwei Monaten oder länger der Fall. Die Mitarbeiter des Finanzamtes werden der Flut der Anträge kaum noch Herr. Damit bilden sie keine Ausnahme: Bei allen Ämtern in NRW stapeln sich zurzeit die Akten.

Das liegt zum einen am Personalmangel. Gab es zu Bestzeiten noch rund 260 Beschäftigte im Remscheider Finanzamt, sind es jetzt gerade mal 180, erläutert Vorsteher Heinrich Siepmann. Für die Bearbeitung von Steuerfällen der Arbeitnehmer — immerhin 30 000 jährlich — sind lediglich 17 Mitarbeiter zuständig. Fällt jemand durch Krankheit aus, macht sich das umgehend bemerkbar: "Ich weiß die Lücken nicht mehr zu stopfen", sagt Siepmann.

Zum anderen haben sich aber auch die Steuergesetze geändert. Haushaltshilfen, Kinderbetreuungs- und Renovierungskosten können neuerdings unter bestimmten Voraussetzungen abgesetzt werden. Was aber auch bedeutet, dass die Finanzbeamten jetzt mehr Belege sichten müssen. "Unser Kontrollaufwand ist gestiegen", erläutert Sachgebietsleiterin Monika Tracht.

Auch die Vordrucke haben jetzt ein anderes Erscheinungsbild, und manche Anlage ist umfangreicher geworden. Weil die Steuerpflichtigen damit noch keine Erfahrungen haben, sind ihre Erklärungen mitunter mangelhaft ausgefüllt. Daher müssen die Finanzbeamten häufiger mal nachhaken, wenn sich Angaben und Belege nicht decken. Außerdem ist durch die neuen Regelungen auch die Zahl der persönlichen Beratungsgespräche gestiegen.

"Wir geben uns die größte Mühe, den Berg schnell abzuarbeiten", versichert Vorsteher Heinrich Siepmann. Seine Mitarbeiter machen zurzeit Überstunden. Siepmann hat großes Verständnis für die Steuerpflichtigen, planen doch viele die zu erwartende Rückzahlung für den bevorstehenden Sommerurlaub ein. "Aber durch Anrufe geht's auch nicht schneller."

Die Steuererklärungen werden nach dem Datum ihres Eingangs abgearbeitet, betont Monika Tracht. Was allerdings nicht bedeutet, dass alle im gleichen Zeitabstand ihr Geld erhalten: "Wenn wir Nachfragen haben, zieht sich die Bearbeitung in die Länge." Steuererklärungen, die mit dem von der Finanzverwaltung kostenlos herausgegebenen Computerprogramm "Elster" erstellt wurden, werden bevorzugt — ein Tipp fürs nächste Jahr.

Übrigens sind die Mitarbeiter des Finanzamtes in derselben Lage wie die Steuerpflichtigen, die sie betreuen: "Ich bin beim Finanzamt Wipperfürth gemeldet und warte auch schon seit Wochen auf meine Rückzahlung", berichtet eine Beschäftigte.

(RP)
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