Fußball Raus mit Applaus

Landesliga-Fußballer der TG HIlgen verkaufen sich im Niederrhein-Pokal gegen Oberligist Velbert teuer. Nach einer zwischenzeitlichen 1:0-Führung muss sich die TGH erst kurz vor Schluss und in Unterzahl mit 1:3 beugen.

Als die Schlacht geschlagen war, kreuzte Thomas Erff seelenruhig die Arme vor der breiten Brust. Und dann blickte er mit einer Zufriedenheit drein, die wohl nur ein David ausstrahlen kann, der gerade seinem übermächtigen Gegner ordentlich in die Suppe gespuckt hat. Genau so durften sich die Landesliga-Kicker der TG Hilgen fühlen, die gestern in der ersten Runde des Niederrheinpokals den Oberligisten SSVg. Velbert an den Rand des Knockouts brachten, ehe sich der Topfavorit doch noch mit einem blauen Auge und einem überaus zähen 3:1 (0:0) in die nächste Runde mogelte.

Exakt 69 Minuten hatte es so ausgesehen, als könnte die Elf von TGH-Trainer Thomas Erff für eine faustdicke Überraschung sorgen. Denn bis dahin hatte sie mit großem läuferischen Aufwand, viel Herz und Leidenschaft und auch fußballerischen Qualitäten den Velbertern mehr als einmal eine lange Nase gedreht. Da war lange kein Klassenunterschied ersichtlich, da lag sogar die Mehrzahl an guten Einschussmöglichkeiten bei den Gastgebern. Doch Marcus Banken fand seinen Meister in SSVg.-Torhüter Waniek (12.), und als der bei einem Kopfball von Lukas Harensa schon geschlagen war, klärte Tibor Heber kurz vor der Linie (26.).

Als nach der Pause unter schummriger Bar-Beleuchtung, die – wenn sie mal groß ist – eine Flutlicht-Anlage werden will, weitergespielt wurde, erhöhte der Gast die Schlagzahl, brachte sich aber fast selber zum Kentern: 59 Minuten waren gespielt, als Ricardo Sciannimanica einen Blackout von Ballout nutzte, den Ball von der Toraus-Linie kratze und auf „Air“ Banken flankte. Der köpfte das Leder an den Innenpfosten, von wo es den Weg hinter die Linie fand. Hilgen führte 1:0, die Pokal-Sensation lag in der Luft.

Dies um so mehr, als die meist ideenlos anrennenden Gäste schon begannen, sich selbst – verbal – zu zerfleischen. Aber dann kam die besagte 69. Minute – mit fatalen Folgen für die TGH: Einen der wenigen zielstrebigen SSVg.-Vorstöße stoppte Matthäus Harensa kurz vor dem Strafraum mit rustikalem Körpereinsatz. Weil er zuvor schon verwarnt worden war, folgte die „Ampelkarte“ und – ebenso folgenreich – ein Freistoß für Velbert, den der eingewechselte Christoph Finnern mit Finesse direkt zum Ausgleich ins Netz zirkelte. Das war der Anfang vom Ende des Hilgener Pokal-Traums, denn in Unterzahl und bei erlahmenden Kräften waren das 1:2 (83.; Finnern) und das 1:3 (90.; Nigbur) die fast logische Konsequenz. Zwei Nadelstiche, die dem Selbsbewusstsein der TGH aber keinen Schaden zufügen sollten.

„Ich bin stolz darauf, was die Mannschaft heute geleistet hat“, spendete Abteilungsleiter Klaus Nierhoff jedenfalls gleich Trost. Auch Thomas Erff lobte Moral und Mut seiner Schützlinge. Und dann kreuzte er die Arme vor der Brust und tat genüsslich kund: „Wir haben die ganz schön geärgert. Das wollen wir am Sonntag mit dem FC Remscheid genauso machen.“

(RP)
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