Fußball Publikumsliebling Jakubauskas verklagt den FC Remscheid

Remscheid · Auch Sigitas Jakubauskas zieht jetzt gegen den Fußball-Landesligisten vor das Arbeits- gericht. Der 57-Jährige wurde Ende September als Co-Trainer telefonisch beurlaubt. Nach insgesamt weit über 20 Jahren als Spieler und Trainer. Erst über elf Wochen später kam eine schriftliche Kündigung mit einer knapp dreiwöchigen Frist. Auf ein Gespräch und ausstehende Zahlungen wartet Jakubauskas bisher vergeblich.

Fußball: Publikumsliebling Jakubauskas verklagt den FC Remscheid
Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Er ist nun wahrlich kein Lautsprecher und kein notorischer Nörgler, erst recht kein Raffzahn und keiner der besonders Ungeduldigen im Lande. Wenn also bei Sigitas Jakubauskas inzwischen die Halsschlagader bis zum Anschlag bebt, dann muss Spezielles vorgefallen sein. Und wenn er dann noch gegen seine "alte Liebe" FC Remscheid vor Gericht zieht, erst recht.

Der 57-jährige Litauer wird ungewohnt deutlich, was das Verhältnis zu den derzeitigen Verantwortlichen des Klubs angeht, den er in den letzten 26 Jahren nur einmal für eine Stippvisite in Radevormwald verließ und für den er als Spieler, Co-Trainer und Trainer sein letztes Hemd gegeben hätte. "Die Art und Weise, wie man mit mir umgegangen ist und auch weiterhin umgeht, gefällt mir gar nicht", gewährt der ehemalige Nationalspieler der UdSSR Einblicke in sein durcheinandergeratenes Seelenleben: "Man kann mit mir über alles reden, aber man darf mich nicht einfach ignorieren. Das tut weh, und dagegen wehre ich mich jetzt eben."

Stein des Anstoßes ist seine Suspendierung als Co-Trainer, die am 24. September erfolgte, also am Tag nach der 1:5-Heimniederlage gegen Niederwenigern, und von der auch Trainer Ingmar Putz und der Sportliche Leiter Markus Hosnjak betroffen waren. Laut Jakubauskas teilte ihm damals Geschäftsstellenleiter Lothar Steinhauer telefonisch die Beurlaubung mit. Danach gab es laut Jakubauskas keinerlei Kontakt mehr. Erst sehr viel später - am 12. Dezember - folgte dann die schriftliche Kündigung. Die sollte allerdings bereits 19 Tage später zum 31. Dezember greifen.

"Das ist ungehörig", findet Jakubauskas' Rechtsanwalt Kim Keil: "Das sind nicht mal drei Wochen Kündigungsfrist. Schon die gesetzliche Grundkündigungsfrist beträgt regelmäßig vier Wochen. Durch das lange Bestehen des Arbeitsverhältnisses verlängert sie sich zudem. Im wahren Berufsleben würde kein Arbeitgeber auf so eine seltsame Idee kommen." Und Keil ergänzt weiter: "Sigitas Jakubauskas ist seit 1990 im Verein und in den letzten zehn Jahren ununterbrochen für den FCR tätig gewesen. So geht man doch nicht mit Menschen um, die im Verein Legendenstatus haben und Publikumsliebling sind."

Um einen Auftritt vor dem Arbeitsgericht (ähnlich dem "Fall Hacisalihoglu", in dem Keil ebenfalls den Spieler vertritt, wird es zunächst einen Gütetermin geben) hat sich Jakubauskas nicht gerissen. "Ich habe dem FC Remscheid im vorigen Jahr und im März zwei Briefe geschrieben, weil ich einen Gesprächstermin haben wollte, bei dem man die offenen Fragen hätte klären können. Aber beide Male gab es darauf keine Reaktion. Weder telefonisch, noch schriftlich."

Jetzt geht es dem Litauer ums Prinzip. "Ich weiß, dass man als Trainer auch mal vorzeitig entlassen werden kann, und man hätte danach unter Männern alles vernünftig regeln können." Nun poche er aber darauf, dass die ausstehenden Grundvergütungen bis April 2016 geleistet werden. "Das sind in meinem Fall keine Unsummen, aber Dinge, die mir zustehen. Und wenn man mich links liegenlässt, dann muss ich eben sehen, wie ich zu meinem Recht komme."

Das sieht auch Kim Keil so, der früher selber beim FCR gekickt hat: "Es gab Zeiten, da zählte beim FC Remscheid das Wort und ein Handschlag. Das hat sich scheinbar geändert." Und deswegen werde er die Klage in dieser Woche abschicken. Alles weitere liege dann in den Händen des Vereins - und des Arbeitsgerichts.

FCR-Präsident Dr. Ralf Flügge bestätigt die Aussagen von Jakubauskas in weiten Teilen und sagte der BM: "Es ist möglich, dass Herr Jakubauskas noch etwas von uns zu bekommen hat." Die Frage sei allerdings, ob die Übungsleiterpauschale, die der Litauer erhalten habe, rechtlich als Angestelltenverhältnis gelte. Die schriftliche Kündigung im Dezember sei deswegen "nur vorsorglich" erfolgt. Warum man sich nicht mit Jakubauskas getroffen und die Probleme geräuschlos bereinigt habe? Flügge: "Wir konnten uns im Vorstand nicht einigen."

(RP)
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