Pfeifen gegen den Missstand

Im Fußballkreis Remscheid fehlen nach wie vor Schiedsrichter. Vor allem gestandene Männer im mittleren Alter sind gerne gesehen, wenn am kommenden Montag ein neuer Anwärter-Lehrgang für Unparteiische beginnt.

Die Saison ist noch jung, hat aber bereits einen negativen Höhepunkt erlebt: Am vorletzten Spieltag der Fußball-Kreisliga A wurden vier Begegnungen nicht mit Unparteiischen bestückt. Eine Folge des dramatischen Schiedsrichter-Defizits im Kreis Remscheid. Entsprechend eindringlich ist der Aufruf, den Kreis-Schiedsrichterobmann (KSO) André Berger vor dem am Montag beginnenden Anwärter-Lehrgang an die Vereine, aber auch alle Fußball-Interessierten richtet.

"Wenn jeder Verein aus dem Kreis nur einen qualifizierten Schiedsrichter-Anwärter aus dem Seniorenbereich zu uns schickt, wären wir alle Sorgen los", schildert Berger. Wobei unter "qualifiziert" nicht zuletzt verstanden wird, "die deutsche Sprache in Wort und Schrift zu beherrschen", denn, so Berger: "Wer nicht eigenständig in der Lage ist, die Prüfungsfragen zu beantworten beziehungsweise einen Kurzbericht schriftlich zu verfassen, kann nicht zur Prüfung zugelassen werden."

Gesucht wird grundsätzlich jeder Interessierte, also auch die sogenannten Jung-Schiedsrichter, die mit der Leitung von Nachwuchsspielen erste Erfahrungen sammeln und sich dabei auch noch das Taschengeld etwas aufbessern. Im Fokus des KSO ist aber nicht zuletzt das "Mittelalter". Berger: "Die Altersspanne zwischen Ende 20 und Mitte 40 ist bei den Schiedsrichtern weggebrochen." Dies habe sowohl strukturelle als auch hausgemachte Ursachen: "Der DFB hat lange besonders die jungen Talente gefördert, dabei aber vergessen, gleichermaßen für die erfahrenen Kollegen Anreize zu schaffen."

Umso dankbarer wäre die Schiedsrichter-Gilde, wenn sich bei dem am Montag beginnenden und acht Termine umfassenden Lehrgang auch einige gestandene Männer um die 40 Jahre beteiligen würden. Berger: "Es gibt doch bestimmt den einen oder anderen, der nicht mehr bei den Alten Herren mitkicken will, dem Fußball aber erhalten bleiben möchte."

Bei den jüngeren Anwärtern macht sich Berger derweil keine Zukunftssorgen. Erst recht nicht, weil Kontakte mit weiterführenden Schulen wie Gymnasien und Berufskollege bereits Früchte trugen: "Aus diesem Bereich haben wir schon rund 30 Zusagen für die Teilnahme am Lehrgang vorliegen."

Was fehlt, ist aber das "Mittelalter", das in den Kreisligen seinen Mann stehen kann. Sollte hier nicht rasch Abhilfe geschaffen werden können, dann droht so manchem Verein Ungemach. Berger: "Sollten in Zukunft weiterhin nicht alle Spiele mangels Unparteiischen besetzt werden können, trifft es in erster Linie die Vereine, die ein Defizit an Schiedsrichtern aufweisen. Die Spielklasse im Kreis spielt dabei keine Rolle.

(RP)
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