Fußball Niedzkowski plant die Standards für Bayer 04

Remscheid · Der Co-Trainer des Bundesligisten kommt aus der Klingenstadt. Hier hat er Fußball gespielt - und jahrelang in einer Rock-Band.

 Vor den Spielen übernimmt Niedzkowski gemeinsam mit den anderen Co-Trainern das Aufwärmen von Lars Bender und Co.

Vor den Spielen übernimmt Niedzkowski gemeinsam mit den anderen Co-Trainern das Aufwärmen von Lars Bender und Co.

Foto: Archiv/Miserius

Heung-Min Sons Treffer zum 1:0 für Bayer Leverkusen gegen Sankt Petersburg in der Champions League hat ein ehemaliger Remscheider maßgeblich vorbereitet. Nach einem kurz ausgeführten Freistoß von Hakan Calhanoglu legt Karim Bellarabi den Ball auf Son ab, und der schlenzt den Ball vorbei am verdutzten Torwart ins rechte Eck - ein Treffer wie vom Reißbrett. Das ist er tatsächlich, denn bei Bayer kümmert sich ein Mann speziell um die Standardsituationen: Co-Trainer Daniel Niedzkowski. "Ich mache Vorschläge, wie wir die Standards im nächsten Spiel angehen können", erklärt der gebürtige Solinger einen seiner Aufgabenbereiche.

Dazu gehört auch die Auswertung von Videos der letzten Spiele der Werkself. Während der englischen Wochen sei da einiges liegengeblieben. Das ist Alltag für den 37-Jährigen, der seit der vergangenen Saison zum Trainerteam von Bayer 04 gehört und um die Jahrtausend-Wende die Fußballschuhe für den FC Remscheid geschnürt hat. Zuvor war er beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) Mitarbeiter von Frank Wormuth, dem Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung.

Mit Lobeshymnen hat Wormuth Niedzkowski in Richtung Leverkusen verabschiedet, wo der Sportwissenschaftler und ausgebildete Fußball-Lehrer das Trainerteam von Sami Hyypiä komplettierte. Ein Schritt, der sich in der Vita von Niedzkowski so nicht immer angedeutet hat. "Ich habe immer auf Fußball gesetzt. Das zieht sich durch mein Leben. Es war aber nicht immer das alleinige Ziel, irgendwann im Profibereich zu arbeiten. Aber es hätte sicher nichts Schöneres gegeben", betont er.

Dabei hätte er auch beinahe Karriere als Rock-Musiker gemacht. Mit der Gruppe "Laugh at Lora" spielte er kleine Konzerte, Kontakte zu Plattenfirmen seien bereits vorhanden gewesen. "Musik war eine Alternative zum Beruf im Fußball. Aber in Deutschland mit Musik Geld zu verdienen, ist extrem schwierig", sagt er. Seitdem die Band sich vor zehn Jahren aufgelöst hat, greife er nur noch zu Hause zur Gitarre - um zu entspannen: "Wenn ich meine Gitarre raushole, kann ich abschalten und an was anderes denken als Fußball." Selbst wenn er seine Großeltern in Solingen besucht, drehe sich alles um seinen Job beim Bundesligisten. Sein Vater sei auch "sehr interessiert", was Bayer angeht.

Vielleicht haben sich die beiden in der vergangenen Saison über die Schwierigkeiten ausgetauscht, die die Werkself hatte. Weil das Team unter Sami Hyypiä die Champions-League-Plätze zu verpassen drohte, löste ihn Sascha Lewandowski interimsweise ab. Roger Schmidt ist nun schon der dritte Chef-Trainer, mit dem Niedzkowski bei Bayer zusammenarbeitet. Für den Assistenten keine leichte Situation, wie er zugibt: "Wenn ein neuer Trainer kommt, muss man als Co-Trainer immer erstmal seine Rolle finden. Das ist eine Herausforderung, sich schnell darauf einzustellen."

Unter Roger Schmidt hat Niedzkowski in der Spiel- und Standardanalyse einen Bereich gefunden, in dem er seine Fähigkeiten einbringen kann. Der intensive Austausch mit den Profis ist ihm auch wichtig. Mit 37 Jahren ist er nicht viel älter als einige Spieler. Gut möglich, dass sie auch deshalb regelmäßig den Kontakt zu ihm suchen. "Als Co-Trainer kann man auch mal andere Gespräche mit Spielern führen, weil die Atmosphäre vielleicht etwas lockerer ist", sagt er. Eher unwahrscheinlich, dass sich die Gespräche auch mal um Musik drehen. Da ist Niedzkowskis Geschmack wohl schon wieder zu altmodisch.

(RP)
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