Lokalsport Mehlfeld siegt, Walter kennt Baders Haare
Remscheid · Halbmarathon: Lübecker holt sich nach der Schmidt-Ära den Herren-Sieg. Niehues bei den Damen vor Caroline Hardt.
Röntgenlauf ist, wenn Daniel Schmidt als Erster im Halbmarathonziel ankommt - selbst dann, wenn er den Marathon läuft. Siebenmal in Folge gewann Schmidt das Halbmarathon-Rennen, diesmal lief er die doppelte Distanz, passierte aber dennoch als erster Läufer den Halbmarathon-Zielbogen.
Als Schmidt schon die zweiten 21 Kilometer in Angriff genommen hatte, bog der als Favorit gehandelte Dennis Mehlfeld (Lübecker SC) auf die Zielgerade ein und sicherte sich in 1.15:25 Stunden den Sieg über die Distanz. Für Remscheid hielt Arnd Bader die Fahne hoch. Der Altmeister musste nach einem spannenden Duell zwar Marc Walter (LG Wuppertal) den Vortritt lassen, schaffte aber den Sprung aufs Treppchen. Bei den Frauen sicherte sich Silke Niehues (TuSEM Essen) in 1.31:32 Stunden den Sieg vor Caroline Hardt (Bayer Leverkusen) und Claudia Rey (TuS Lintorf). Am Morgen hatten noch knapp 300 Läufer für das Halbmarathonrennen nachgemeldet.
Dennis Mehlfeld ist kein unbeschriebenes Blatt beim Röntgenlauf. Der Lübecker war zum elften Mal in Remscheid am Start, hielt bis gestern den Streckenrekord beim Marathon und war erst im vergangenen Jahr den Ultra gelaufen. Den Halbmarathon konnte Mehlfeld erstmals für sich entscheiden und freute sich sichtlich: "Es macht großen Spaß, hier als Sieger durchs Ziel zu laufen." Mehlfeld war erst vor drei Wochen die Tour de Tirol, ein Rennen über 75 Kilometer, gelaufen. Deshalb hatte er sich beim Röntgenlauf bewusst für eine kürzere Distanz entschieden.
Marc Walter hatte sich Arnd Bader als Tempomacher ausgeguckt und war dem Remscheider im Windschatten gefolgt. "Ich kenne jetzt jedes Haar an Arnds Beinen." Erst am letzten Anstieg, dem berühmt-berüchtigten Eselsweg, zog der Wuppertaler an Bader vorbei. "Den alten Mann musst du diesmal schaffen, habe ich gedacht", schmunzelte Walter im Ziel. Für ihn war es bei der siebten Halbmarathon-Teilnahme die beste Platzierung.
"Der dritte Platz fühlt sich gar nicht schlecht an", fand Arnd Bader. Dass er zwei Kilometer vor dem Ziel von Walter überholt wurde, konnte er verschmerzen: "Marc ist taktisch ein erstklassiges Rennen gelaufen. Ich bin froh, mit 48 Jahren noch aufs Treppchen gekommen zu sein. Mal sehen, ob ich das mit 50 auch noch schaffe", schmunzelte er und gönnte sich erstmal ein Bier - alkoholfrei, versteht sich.
Für Silke Niehues scheint Remscheid ein gutes Pflaster zu sein. Nach ihrem Sieg beim Silvesterlauf war sie nun auch bei ihrem Röntgenlaufdebüt erfolgreich. Niehues hatte nach elf Kilometern die Führung übernommen und anschließend versucht, den Vorsprung auszubauen. Sicher war sie sich ihrer Sache aber erst auf der Zielgeraden. "Ich wusste, ich lag vorne, aber während eines Rennens kann immer viel passieren." Im Ziel hatte die Essenerin eineinhalb Minuten Vorsprung auf die zweitplatzierte Caroline Hardt, die im Ziel erschöpft zu Boden sank. Die Solingerin war auf den letzten Kilometern von Krämpfen in beiden Oberschenkeln gepeinigt worden. Für die drittplatzierte Claudia Rey war es ebenfalls das Röntgenlaufdebüt. "Ich habe die Strecke unterschätzt und musste sogar den letzen Anstieg gehen", sagte die Lebenspartnerin von Ultra-Läufer Robert Jäkel.
Für Lokalmatadorin Sabine Kamyszek (ehemals Papendick) lief es besser, als sie erwartet hatte: Die Läuferin der Lüttringhausener LTV-Runners hatte vor Kurzem geheiratet und deshalb im Sommer wenig trainiert. Erst in den letzten drei Wochen konnte sie sich gezielt auf den Röntgenlauf vorbereiten: "Ich war zwar schon mal schneller, bin aber zufrieden mit meinem Abschneiden."