Leichtathletik "Leichtathletik ist meine Freizeit"

Remscheid · Schule und Sport – für mehr hat Anja Roggel kaum Zeit. Die Remscheiderin trainiert sechsmal pro Woche. Mit Erfolg, wie der DM-Titel beweist.

Schule und Sport — für mehr hat Anja Roggel kaum Zeit. Die Remscheiderin trainiert sechsmal pro Woche. Mit Erfolg, wie der DM-Titel beweist.

Viele Gymnasiasten beschweren sich über den täglichen Schulstress. Anja Roggel kann darüber nur müde lächeln. Sie meistert die Doppelbelastung aus Leistungssport und Schule nahezu mühelos. Und erfolgreich: Vor vier Tagen wurde die Leichtathletin Deutsche U 20-Meisterin mit der 3x800 Meter-Staffel. Seit sie im letzten Jahr zu LAV Bayer Uerdingen/Dormagen gewechselt ist, hat sie sich auf den zwei Stadionrunden um stolze sechs Sekunden verbessert. Ihre Schulnoten sind trotzdem gut bis sehr gut.

Geburtstage oder Treffen mit Freunden muss die Remscheiderin oft hinten anstellen. Raum für andere Hobbys bleibt auch kaum. "Leichtathletik ist meine Freizeit. Ich habe Spaß dabei, deshalb haben Training und Wettkämpfe bei mir Priorität", sagt die 17-Jährige. Den Lohn erntete Roggel zuletzt bei der Deutschen Meisterschaft in Ulm. Mit der 3x800-Meter-Staffel ihres Vereins LAV Bayer Uerdingen/Dormagen wurde sie Deutsche Meisterin. Die Staffel in der Besetzung Esther Jacobitz, Anja Roggel und Tanja Spill siegte souverän in 6:41,95 Minuten. Obwohl das Trio als klarer Favorit gehandelt wurde, war nicht sicher, ob es den Anforderungen im Donaustadion in Ulm gerecht werden kann. "Ich habe mir zwei Wochen vorher eine Reizung an der Kniekehle zugezogen und konnte nicht so intensiv trainieren", sagt Roggel. Umso größer war die Freude, dass sich die Staffel des LAV souverän gegen die Konkurrenz durchsetzte.

Hinter dem Erfolg Roggels steckt vor allem hartes Training und Selbstdisziplin. Sechs Trainingseinheiten in der Woche sind für sie Pflicht. Knapp 70 Kilometer legt sie laufend zurück. Viermal pro Woche fährt sie von Lüttringhausen zum Training nach Dormagen. 40 Minuten dauert die Fahrt — ohne Stau. Roggel hat zwar einen Führerschein, ist allerdings noch nicht volljährig. Sie wird deswegen von ihrer Mutter zum Training begleitet. "Ohne die Unterstützung meiner Eltern würde ich dieser Doppelbelastung auf keinen Fall standhalten", sagt sie.

Auf der Fahrt lernt die Leistungssportlerin dann für Klausuren oder macht ihre Hausaufgaben. Trotz des hohen Trainingspensums haben ihre Schulnoten nicht gelitten. "Auf dem Zeugnis habe ich eine Drei, sonst nur Zweien und Einsen", sagt Roggel stolz. Im nächsten Jahr möchte sie am Leibniz-Gymnasium in Remscheid ihr Abitur machen. Vielleicht wird sie sich danach bei der Sporthochschule in Köln bewerben.

Trotzdem steckt sie sich hohe sportliche Ziele für die nächste Saison. "Wir möchten unseren Deutschen Meistertitel als 3x800 Meter und Cross-Staffel selbstverständlich verteidigen", sagt Roggel. "Vielleicht können wir sogar den Nordrhein-Rekord anvisieren." Der derzeitige LVN-Rekord liegt bei 6:32,66 Minuten. Der TSV Bayer Leverkusen stellte die Zeit vor zehn Jahren auf.

Am 26./27. Juli startet Roggel noch bei der Deutschen Meisterschaft der Jugend über die 800 Meter Distanz. Das Highlight der Saison war jedoch der 3x800 Meter-Start in den Reihen "der Großen". "Das war eine ganz besondere Erfahrung, in dem ausverkauften Donaustadion zum DM-Titel zu laufen. In diesen Momenten weiß man, wofür man das ganze Jahr über so hart trainiert hat", sagt Anja Roggel.

(RP)
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