Basketball Korbjäger mit Zahnpasta-Geschmack

Remscheid · Basketball: Moritz Krume ist in seinem ersten Profi-Jahr bei Phoenix Hagen angekommen. Der Bergisch Borner trifft gegen Bonn erstmals.

 Nachwuchstalent trifft NBA-Star: Moritz Krume (Mitte) verteidigt den Bamberger Elias Harris (li.), der bis vor wenigen Wochen noch bei den Los Angeles Lakers unter Vertrag stand. Teamkollege Larry Gordon (re.) schaut nur zu.

Nachwuchstalent trifft NBA-Star: Moritz Krume (Mitte) verteidigt den Bamberger Elias Harris (li.), der bis vor wenigen Wochen noch bei den Los Angeles Lakers unter Vertrag stand. Teamkollege Larry Gordon (re.) schaut nur zu.

Foto: imago

5810 Zuschauer gucken ihm auf die Finger. Er dribbelt, er wirft — und trifft. Im Juni hat Moritz Krume bei Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen seinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben, gegen Bonn macht er am 20. Oktober im Telekom Dome seinen ersten Punkt im Oberhaus — per Freiwurf.

"Ich war sehr nervös, denn man will ja keinen Fehler machen", sagt der Bergisch Borner, der die 86:105-Niederlage seines Teams gegen den Tabellendritten jedoch nicht verhindern konnte, da er nur 1:42 Minuten auf dem Feld stand. Dass sein verwandelter Freiwurf nicht in der Statistik auftaucht, kann er erklären: "Manche Dinge werden falsch notiert. Einmal wurden bei mir drei Fouls eingetragen, obwohl ich keine Sekunde gespielt hatte."

Viele Sportler haben Rituale: Fußball-Star Franck Ribery betet vor jeder Partie, andere küssen ihre Schuhe oder lassen sich einen Bart wachsen. Krume putzt sich die Zähne, bevor er aufläuft. "Mit 16 Jahren hatte ich vor einer Partie Knoblauch gegessen. Der fiese Nachgeschmack hat mich so gestört, dass ich mir die Marotte angewöhnt habe", sagt der 19-Jährige: "Wenn ich keine Zahnpasta schmecke, fühle ich mich schlecht vorbereitet."

In Hagen lebt Krume, der über den Remscheider SV, Bayer Leverkusen und Schalke 04 zu Phoenix kam, seinen Traum: "Als Kind habe ich mir gewünscht, gegen Stars wie Aufbauspieler Jared Jordan aufzulaufen. In Bonn war es endlich so weit. Glücklicherweise musste ich ihn nicht verteidigen."

Auch bei der 78:95-Niederlage gegen die Tigers Tübingen stand der 2,02 Meter große Flügelspieler am 15. Dezember 42 Sekunden lang auf dem Feld. Beim Spiel gegen den Meister aus Bamberg, das Hagen mit 93:104 verlor, durfte Krume am Sonntag sogar 6:35 Minuten lang ran und spielte dabei gegen Elias Harris, der erst Mitte Dezember aus der NBA zurück in die Bundesliga wechselte. Harris war bei den Los Angeles Lakers unter Vertrag.

"Ich lerne trotz der kurzen Einsatzzeiten viel dazu und verbessere mich täglich", sagt Krume, der auch von Topteam Alba Berlin umworben war, und ein Doppelspielrecht für Regionalligist BG Hagen besitzt. "In der Regionalliga bin ich Stammspieler", sagt das Talent, dessen Team mit zwölf Siegen aus 13 Partien die Tabelle anführt. Der Remscheider hat einen Schnitt von 15 Punkten pro Spiel. Doch von nichts kommt nichts: Viermal die Woche trainiert er abends mit dem Regionalligisten, bei Phoenix muss er täglich an sich arbeiten. Darum ist er auch nach Hagen gezogen.

"Montags habe ich frei. Die Zeit nutze ich, um nach Hause zu fahren", berichtet Krume: "Die Gelegenheit, mit Freunden ein Bier zu trinken, habe ich nicht mehr so häufig." Die Nummer elf der Hagener arbeitet stattdessen fleißig an seiner Zukunft im Profi-Basketball: "Ich möchte mich bei Phoenix zu einem Leistungsträger entwickeln", sagt Krume: "Das kann aber noch etwas dauern." Er träumt derzeit nicht von der NBA, sondern steckt sich kleinere Ziele: "In München gegen Bayern zu spielen, das wäre toll. Vielleicht guckt mir dann ja Uli Hoeneß zu."

(RP)
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