Handball "König Braco" und das kleine Handball-Einmaleins

Remscheid · Der Schwanen triefte nur so vor Glückseligkeit. Wäre eine greifbar gewesen, vermutlich hätten die wenigen verbliebenen Hardcore-Fans des TuS Wermelskirchen die Sänfte geholt, um den neuen Trainer Braco Sladakovic durch die Halle und am besten noch die ganze Stadt zu tragen. Endlich war am vergangenen Sonntagabend der lang ersehnte Meisterschafts-Sieg gelungen. Seit dem 14. Dezember 2012 mussten die blau-gelben Handballer darauf warten, mussten den beißenden Spott der Konkurrenz weglächeln, den Abstieg erst in die Ober- und schließlich in die Verbandsliga verdauen. Doch für Mitleid blieb kein Platz, schließlich war der Niedergang selbstverschuldet.

 Engagierter Arbeiter: TuS-Trainer Braco Sladakovic.

Engagierter Arbeiter: TuS-Trainer Braco Sladakovic.

Foto: Matzerath

Kein Wunder also, dass nach dem 33:28 gegen Wülfrath die Stimmung ausgelassen wie lange nicht mehr war. Braco Sladakovic nahm es mit Genugtuung, aber auch mit Erstaunen zur Kenntnis: "Das tat den Jungs sicher gut, aber sie haben trotzdem nicht gut gespielt."

Sänfte hin oder her - der neue Coach ist definitiv geerdet. Um jeden Anflug von Übermut zu ersticken, hat er seinen Schutzbefohlenen am Montag erst mal die Leviten gelesen und auf das Einmaleins des Handballsports verwiesen. "Das kennen nämlich scheinbar noch nicht alle."

Dem Serben fehlt im Spiel des TuS das Miteinander, die Eleganz, die Spielintelligenz. "Wir arbeiten Handball, es gibt viel zu viele Einzelaktionen", moniert Sladakovic. Dass sein Team nach einem entbehrungsreichen Marsch durch finsteren Dschungel eine Lichtung erreicht hat und jetzt am liebsten erst einmal tief durchatmen und genießen möchte - für den Coach ist das der falsche Zeitpunkt. "Wir haben noch 20 Spiele und wollen die Klasse halten. Da nützt ein einzelner Sieg nichts. Wir müssen weiter hart arbeiten."

Dumm nur, dass ausgerechnet jetzt das Verletzungspech wieder zuschlägt. Christian Rother (Handverletzung) und Lennard Maesch (Schulterprobleme) drohen heute Abend (18 Uhr) beim TV Ratingen auszufallen. Dennis Deppe (Hand) ist angeschlagen, ob Fabrice Koch dabei ist - man weiß es nicht.

Vor allem der Ausfall von Maesch, dem einzigen Linkshänder in der Mannschaft, wiegt schwer. "Mal sehen, wen ich dorthin beordern muss", grübelt Sladakovic. Ein Kandidat könnte Maik Maschek sein. "Der kann eigentlich alles spielen", weiß Sladakovic. Wegen der veritablen Leibesfülle ist nur unklar, wie lange.

Angesichts der Personalsorgen plus der Spielstärke des Tabellenfünften TV Ratingen übt sich Sladakovic in Bescheidenheit: "Eigentlich können wir da nur etwas holen, wenn alles passt." Wie es künftig beim TuS zusammenpasst, ist aktuell noch offen. Gut möglich aber, dass sich ein personeller Umbruch anbahnt. Sladakovic mauert zwar noch, aber angeblich soll eine Reihe neuer Akteure geholt werden, anderen traut man dagegen keine erfolgreiche Zukunft am Schwanen zu.

(RP)
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