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Radsport Kalbertodt auf Titeljagd im Bärenland

Remscheid · Radsport: Remscheiderin fährt mit dem Mountainbike quer durch die Wildnis. Bei WM und DM steht sie auf dem Podest.

 Hat ihr Hobby zum Beruf gemacht: Seit 24 Jahren stürzt sich Jana Kalbertodt mit dem Mountainbike die Berge herunter, seit März 2012 arbeitet sie bei Radsport Nagel in Lennep.

Hat ihr Hobby zum Beruf gemacht: Seit 24 Jahren stürzt sich Jana Kalbertodt mit dem Mountainbike die Berge herunter, seit März 2012 arbeitet sie bei Radsport Nagel in Lennep.

Foto: Moll

Steile Anstiege, tiefer Matsch, halsbrecherische Abfahrten - die Remscheiderin Jana Kalbertodt trainierte am Himmelfahrtstagbei einem Mountainbike-Rennen über die Gipfel von Waimes, dem Dach Belgiens. 65 Kilometer Streckenlänge, rund 1325 Meter Höhenunterschied - kein Problem. Die 44-Jährige mag das extrem unwegsame Gelände der höchstgelegenen Gemeinde des benachbarten Königreichs. "Hier in Deutschland sind die Strecken häufig planiert, auf den Forstautobahnen machen die Rennen aber nur halb soviel Spaß", findet Kalbertodt.

Vor zehn Jahren zog sie von Oberhausen nach Remscheid, seit 1990 sitzt sie regelmäßig im MTB-Sattel. Und das sogar 24 Stunden am Stück. Seit dem vorvergangenen Wochenende hat die Hobby-Fahrerin einen Pokal mehr in ihrer Vitrine stehen: Kalbertodt gewann beim 24-Stunden-Rennen am niedersächsischen Alfsee den DM-Titel der Solo-Fahrerinnen. 31 Runden à zwölf Kilometer drehte sie im Osnabrücker Land, fünf mehr als die ärgste Verfolgerin. "Es ging über enorm stoppeligen Rasen. Nach sieben Runden musste ich auf ein vollgefedertes Bike umsteigen", erzählt die Remscheiderin. Pausen braucht Kalbertodt, die bei Radsport Nagel in Lennep arbeitet, nur selten: "Gegessen und getrunken wird auf dem Bike."

Die Hobby-Fahrerin reihte in den vergangenen Jahren einen Erfolg an den anderen. 2012 stand sie beim 24-Stunden-Rennen im oberpfälzischen Sulzbach-Rosenberg, der inoffiziellen MTB-Weltmeisterschaft, als Dritte auf dem Treppchen. "Und das, obwohl ich nach etwa 16 Stunden sturzbedingt nicht mehr weiterfahren konnte." Die 24 Stunden von Duisburg gewann sie als Solo-Fahrerin zuletzt dreimal in Folge (2011, 2012, 2013).

Gefahren blendet sie aus. "Wer bei den Abfahrten zuviel Angst hat, verkrampft. Man darf bloß nicht darüber nachdenken, was alles passieren kann", erklärt Kalbertodt, die bei Stürzen schon "sechs Helme verschlissen" hat. Viel Pech hatte sie 2008: "Im Frühjahr habe ich mich schwer am Daumen verletzt, im Herbst an der Schulter. Schürfwunden zähle ich schon gar nicht mehr." Ein Hund war mitten im Wald plötzlich aus dem Gebüsch aufgetaucht und rannte ihr ins Vorderrad. "Er kam mit dem Schrecken davon, meine linke Schulter wurde hingegen 14 Wochen lang von Schrauben zusammengehalten." 15 Kilometer musste sie mit der schmerzhaften Verletzung noch nach Hause fahren.

Allerdings hatte sie Glück im Unglück. Ihr ist schließlich kein ausgewachsener Braunbär ins Fahrrad gelaufen. "In den Karpaten oder Sudeten laufen die Bären-Kolosse in Sichtweite herum", sagt Kalbertodt. Darum startet sie auch am liebsten bei Etappenrennen in der polnischen und tschechischen Wildnis. Bei MTB-Veranstaltungen wie der "Sudety-Challenge" oder der "Beskidy-Trophy" zum Beispiel. "Die Rennen sind fahrtechnisch eine Herausforderung und landschaftlich wunderschön", schwärmt Kalbertodt. Um für die Veranstaltungen topfit zu sein, trainiert die Remscheiderin in der Regel dreimal in der Woche. 104 Kilometer ist die große Trainingsrunde um Wuppertal lang. "Für die 2500 Höhenmeter brauche ich sieben Stunden, wenn ich schnell unterwegs bin", erklärt Kalbertodt.

Auf ihrem Topniveau kann sie wegen einer schweren Erkrankung, die sie von November 2013 bis März außer Gefecht setzte, allerdings noch nicht fahren. Darum stehen in diesem Jahr auch nicht ganz so viele Rennen auf dem Programm: Am Rhenser MTB-Marathon (22. Juni) will Kalbertodt teilnehmen, bei den 24 Stunden von Duisburg (2./3. August) startet die Titelverteidigerin bei den Frauen dieses Mal zur Abwechslung im Mixed. Ein großes Ziel ist das 24-Stunden-Rennen über die Ausläufer der Seealpen im italienischen Finale Ligure. Kalbertodt: "Das nehme ich dann möglicherweise im nächsten Jahr in Angriff."

(RP)
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