Radsport Horst Lepperhoff feiert heute seinen runden Geburtstag

Remscheid · Radsport: Remscheids "Mister Radsport" hat zum 80. viele Freunde eingeladen, darunter seinen alten Rivalen Hennes Junkermann.

Nicht überliefert ist, ob er sich auch nach dem heutigen Nachtisch erkundigt hat. Verbürgt ist aber, dass Hennes Junkermann ein "Süßer" ist. Der Ex-Profi, der die Tour de Suisse gewann (1959) und bei der Tour de France Vierter (1960) und Fünfter wurde (1961), kommt jedenfalls mehrmals pro Woche in ein Xantener Eiscafé geradelt, um einen Capuccino zu trinken und ein schönes Stück Tira-Misou-Torte zu essen. Heute ist er in Lüttringhausen zu Gast — bei der Geburtstagsfeier seines alten Rad-Kumpels und -Rivalen Horst Lepperhoff.

Wie berichtet ist Lepperhoff am Mittwoch 80 Jahre alt geworden (obwohl ihm das ohne Ausweis keiner abnehmen will). Am Ehrentag selber wurde mit der Familie gefeiert, heute schart er nun Freunde und Weggefährten in Lüttringhausen um sich. Unter anderem eben auch Hennes Junkermann. Mit dem Krefelder hat sich Lepperhoff in früheren Tagen sportlich oft duelliert. "Meistens hat der Hennes gewonnen, erinnert sich der Ehrenvorsitzende des RV Adler Lüttringhausen. Altersmäßig ist er ihm aber immer ein Stück voraus — Junkermann wird erst am 6. Mai 80 Jahre.

Auch Lepperhoff war Profi. Aber nur kurz: Im Juli 1958 endete in der Kölner Innenstadt der Traum von der großen Radsportkarriere für den damals 24-Jährigen. Zum letzten Mal stieg er als Profi in den Sattel, wollte bei einem Rundstreckenrennen beweisen, dass er auch als Fahrer mit Einzellizenz im Konzert der Werkteams mithalten kann. Doch ohne Mannschaftsunterstützung hatte er keine Siegchance, landete im geschlagenen Feld, zog sich danach mit etwas Wehmut zu den Amateuren zurück und arbeitete wieder in seinem erlernten Beruf als Dreher. "Dennoch", so sagt Lepperhoff heute, "war es ein Lebensabschnitt, der mich geprägt hat."

Zu den Höhepunkten seiner Laufbahn zählen die Teilnahme am Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er 1957 hinter Matthias Löder als zweitbester Deutscher das Ziel erreichte. Oder das Frühjahrsmeeting Mailand-San Remo, die Flandern- beziehungsweise die Luxemburg-Rundfahrt.

Lepperhoff war als zäher Bursche bekannt. "Du bist erst kaputt, wenn du dich in den Graben legst und sterben willst", war seine Devise: "Aufgeben war für mich ein Fremdwort." Eine weitere Charaktereigenschaft war die Kameradschaft. Wie die Bergische Morgenpost 1957 schrieb, "unterstützte er während der Deutschen Meisterschaft uneigennützig die Favoriten, was allgemein lobend anerkannt worden ist".

Lepperhoff gehörte 1956 zu den 20 besten westdeutschen Fahrern. Er war sogar für den Olympia-Kader für Melbourne nominiert. Er wurde Profi, fuhr für das Team der Fahrradfabrik Bauer. "Ich bekam 200 Mark Grundgehalt pro Monat, wozu noch Prämien bis zu 1000 Mark kamen", erinnert sich Lepperhoff. Aber er musste auch bald erkennen, dass der Weg zur Spitze weit war. Nach einer Saison wechselte Lepperhoff, für den sogar eigens Autogrammkarten gedruckt wurden, zum neugebildeten Team Fichtel & Sachs.

"Leider", erinnert sich Lepperhoff, "fehlte mir damals die notwendige Endgeschwindigkeit. Oft habe ich so kurz vor dem Ziel den ganz großen Triumph verpasst." Trotzdem war und ist der Jubilar in seiner Heimatstadt der unumstrittene "Mister Radsport": sympathisch, bodenständig — und immer noch tausende Kilometer pro Jahr auf zwei Rädern unterwegs.

(RP)
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