Handball Henkels Albtraum
Handball · In letzter Sekunde vergibt der Kreisläufer des Handball-Oberligisten HG Remscheid im Derby gegen Solingen den Ausgleich.
Zuvor hatten die Gastgeber aber die Chance vertan, zwei Punkte für den Klassenerhalt zu holen.
Punktretter oder vermeintlicher Depp des Abends? Die schmale Gratwanderung glitt für Lars Henkels unverhofft ins Negative ab. In der Schlusssekunde des Heimspiels gegen die SG Solingen BHC II wurde der HGR-Kreisläufer freigespielt, scheiterte aber an BHC-Keeper Christopher Seher. Während die Solinger damit ausgiebig ihren 31:30 (15:15)-Sieg feiern konnten und Seher unter einem Spielerknäuel begraben wurde, musste sich der Ex-Solinger Henkels Trost von Freund und Feind gefallen lassen.
Einig waren sich hinterher aber alle: Die HGR hatte die Partie nicht bei deren letzten Wimpernschlägen verloren. Sie hatte es vielmehr vorher nicht verstanden, den Sack zuzubinden und zwei weitere wichtige Punkte für den Klassenerhalt auf die Habenseite zu bringen.
Unvermögen und Pech
In einem ausgeglichenen Derby, in dem sich beide Seiten eine Flut von Fehlern leisteten, führten die Gastgeber beispielsweise nach 26 Minuten mit 15:12. Zwei Zeitstrafen (Henkels und später Zeller) sowie eine Mixtur aus Unvermögen und Pech bei haarsträubenden Ballverlusten und unpräzisen Würfen führte aber dazu, dass die Gäste um den überragenden Spielertrainer Sebastian Hinze bis zur Pause wieder ausglichen.
In der zweiten Halbzeit lagen die Gäste, bei denen der junge Radevormwalder Frederic Seifert (drei Treffer) einen guten Eindruck hinterließ, überwiegend vorne, konnten sich aber mit maximal zwei Toren absetzen (23:21; 42.). Zum Ende der zerfahrenen Begegnung schien die HGR am Drücker zu sein: Erst glich Thomas Zeller zum 24:24 aus (45.), dann brachte Jan Oberdick seine Mannschaft erstmals wieder in Führung (27:26; 53.). Und als wiederum Zeller sogar in Unterzahl das 29:27 gelang (57.), lag der Sieg in Reichweite.
Doch einmal mehr brachte sich die HGR selber um den Erfolg. "Es waren mal wieder Kleinigkeiten, die in der Summe die Niederlage ausgemacht haben", fand Michael Heimansfeld. Zurecht, denn ähnlich dem Ende der ersten Hälfte reihten sich wieder ärgerliche Fehler und Schlafmützigkeiten in der Deckung aneinander. Resultat: 48 Sekunden vor dem Ende erzielte Björn Wohlgemuth (ebenso siebenmal erfolgreich wie Hinze) für den Gast das 31:30.
Was danach kam, war nichts für Herzkranke: Bei Ballbesitz des BHC und offener Manndeckung der HGR erkannten die schwachen, aber eher heimlastigen Unparteiischen 20 Sekunden vor Schluss ein Stürmerfoul von Solingens Sven Jessusek. Remscheid nahm seine Auszeit, beorderte Keeper Stefan Graedtke aus dem Tor und brachte einen siebten Feldspieler. Und dann kam Henkels an den Ball — "eine Situation, die ich heute garantiert mit ins Bett nehme", stöhnte der Kreisläufer.
Während BHC-Co-Trainer Ulli Kriebel anerkannte, "dass ein Remis der gerechtere Ausgang gewesen wäre", trauerte HGR-Coach Mike Novakovic der Chance nach, weiter Abstand zu den Abstiegsrängen zu gewinnen: "Wir haben heute zu wenig Leidenschaft gezeigt. Einige waren scheinbar zufrieden nach dem Sieg in Dinslaken. Es ist unverzeihlich, wie wir teilweise die Bälle weggeworfen haben."