Wasserball Drei Generationen Wasserball

Wasserball · Pures Schwimmen reicht der Familie Stiebing nicht. Wasserball ist die Leidenschaft der Remscheider. Den Anfang machte Lothar Stiebing. Sein Sohn Marc spielt noch heute bei der SGW RSV/LTV, die Enkel Corvin und Aaron bei den Wasserfreunden Wuppertal.

 Die Wasserballfamilie mal ohne Badekappe (v. l.): Lothar, Marc, Corvin und Aaron Stiebing.

Die Wasserballfamilie mal ohne Badekappe (v. l.): Lothar, Marc, Corvin und Aaron Stiebing.

Foto: Moll

In der Schule gelten Corvin und Aaron Stiebing als Exoten. "Dabei spielt fast jeder im Urlaub Wasserball", sagt der 15-jährige Aaron. Allerdings: Ballwerfen im Pool hat wenig mit dem Sport zu tun, den die beiden Brüder aus Remscheid bei den Wasserfreunden Wuppertal ausüben. Dort spielen sie Wasserball – weil es in Remscheid keine Jugendteams mehr gibt.

"Es ist sehr schwierig, sich die ganze Zeit im Wasser zu bewegen und dazu mit einem Ball zu spielen." Aber genau darin liegt für Aaron der Reiz. Während er selber noch die Jugendmannschaften durchläuft, gehört sein zwei Jahre älterer Bruder bereits fest zum Kader des Zweitliga-Teams der Wuppertaler.

Im Alter von 15 Jahren gab Corvin sein Debüt bei den Senioren ausgerechnet gegen den bergischen Rivalen aus Solingen. "Wir haben damals 24:2 gewonnen", erinnert sich der Linkshänder", und sein Vater Marc fügt hinzu: "Er hat dabei gleich zweimal getroffen."

So außergewöhnlich die Sportart im Freundes- und Bekanntenkreis zu sein scheint, so großer Beliebtheit erfreut sich Wasserball in der Familie Stiebing: Vater Marc schwimmt seit 33 Jahren dem Ball hinterher und hat diese Begeisterung an seine beiden Söhne vererbt. "Ich bin quasi in der Schwimmhalle groß geworden, und irgendwann wurde mir das einfache Bahnenziehen zu langweilig", schildert der 47-jährige Diplom-Ingenieur, der in der vorigen Saison noch für die SGW Remscheider SV/Lüttringhausener TV in der Verbandsliga spielte. "Die Wasserballer haben immer nach uns trainiert. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis man sich der Mannschaft anschloss."

Die Stadtmeisterschaften, von denen er noch heute schwärmt, werden seine Söhne nicht mehr erleben: "Damals gab es allein in Remscheid vier Vereine, in denen Wasserball gespielt wurde. Heute sind wir die einzigen und müssen sogar bis nach Bielefeld zu den Auswärtsspielen fahren", erzählt Marc Stiebing.

Mit dem Zug nach Istanbul

Weit gereist ist auch Opa Lothar Stiebing, der als Erster der Familie den Wasserball als seine Leidenschaft entdeckte. "Zwei Ereignisse werde ich nie vergessen, die ich ohne diese Sportart niemals erlebt hätte", sagt er nicht ohne Stolz. 1965 war die jugoslawische Nationalmannschaft zu Gast in Remscheid. "Das Team war damals Weltspitze und spielte um olympische Medaillen. Natürlich haben wir hoch verloren, aber es war eine tolle Erfahrung." Auch gegen eine türkische Mannschaft spielten die Wasserballer des Remscheider SV in Istanbul. Lothar Stiebing erinnert sich besonders an die damalige Reise, die nicht mit dem Komfort heutiger Mannschaftsfahrten zu vergleichen ist: "Wir sind von München bis nach Istanbul mit dem Zug gefahren. Wer macht das denn heute noch?", lacht der Rentner dabei seine beiden Enkel an.

Ziel: Bundesliga

Während der Opa meist nur noch vom Beckenrand aus zusieht, haben seine Enkel noch große Ziele. Corvin strebt mit seiner Mannschaft in der kommenden Saison den Aufstieg an: "Wir wollen in die Erste Bundesliga. Ich hoffe, dabei meine Spielanteile zu bekommen." Aaron zeigt seinen Ehrgeiz derweil familienintern: "Noch ist Papa im Wasser schneller als ich. Das wird sich hoffentlich bald ändern."

Marc Stiebings jüngste Tochter Paula (6) hat übrigens auch viel Spaß am Schwimmen. Ob sie in die Fußstapfen ihres Opas, Vaters und Brüder tritt, ist jedoch ungewiss. Frauen sind im stark körperbetonten Wasserball tatsächlich Exoten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort