Radsport An der "Steilwand" wird geschoben

Ich würde mich eher in die Kategorie Radtourist einordnen, doch die Herausforderung war einfach zu verlockend: einmal den 18 Kilometer langen Rundkurs des ersten Radevormwalder MTB-Marathons zu absolvieren.

Ich habe mich optimal vorbereitet: Kartenmaterial studiert, Tipps eingeholt, gut gefrühstückt, einen Energie-Eiweißriegel zu mir genommen und die Reifen aufgepumpt. Am Start am Hohenfuhrplatz stelle ich meinen Bordcomputer auf Null – los geht's.

Die ersten Kilometer bis zur Kräwinklerbrücke laufen wie am Schnürchen. Das klappt ja prima und macht richtig Spaß, denke ich. Doch wenig später ist meine Euphorie schon wieder verflogen. Ich quäle mich den Anstieg nach Dürhagen hoch. Die Strecke besteht aus Schotter und ist – nach meiner Definition – steil. Irgendwann habe ich keinen Vortrieb mehr, bleibe stehen, steige ab. Zum ersten Mal werde ich zum Radwanderer.

Nach kurzer Zeit sitze ich wieder im Sattel und fahre weiter. Es geht über Asphalt, Schotter und Feldwege. Ich quere die Wupper-Vorsperre und fahre in Richtung Pixberger Mühle. Kurz bevor das steilste Stück der Strecke auf mich wartet, springt die Kette ab. "Wo ist der Materialwagen?", denke ich. Doch ich habe Glück: Mit einem Handgriff ist die Kette wieder am richtigen Platz. Wenig später "klettere" ich die Straße hoch, als plötzlich die drei auf die Straße gesprühten Buchstaben "MTB" mit einem Pfeil nach links in den Wald weisen. Ich biege ab und vor mir wird es stockdunkel. Das ist also das Stück, das steiler als der Weg nach L' Alpe d'Huez ist. Und da ich auch nicht nach L'Alpe d'Huez hochfahren würde, ist mein Entschluss schnell gefasst: Ich steige ab und schiebe mich und den Drahtesel die "Steilwand" hoch.

Nachdem der Berg überwunden ist, geht es über Felder und Wiesen sowie durch einen Wald in Richtung Bundesstraße 483 zwischen Hückeswagen und Radevormwald. Nach einem längeren Stück und mit Gegenwind erreiche ich Marke, wo ich den Abzweig fast verpasst hätte. Nach einigen Metern erblicke ich die "Skyline" von Radevormwald. Ich habe es fast geschafft, freue ich mich. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass noch ein längerer Anstieg wartet.

Meine Oberschenkel fangen an zu brennen, meinen Waden werden hart. Ich werde kurzatmig, warm ist mir sowieso. Doch ich beiße mich durch, erreiche den Ausgangspunkt und freue mich, dass ich es geschafft habe. Kurzzeitig überlege ich sogar, noch eine Runde zu drehen, verwerfe diesen Gedanken allerdings wieder und blicke nicht ohne Stolz auf meinen Bordcomputer: Ich habe 66 Minuten gebraucht, hatte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 16,3 Kilometern, war in der Spitze 46 km/h schnell und habe etwas mehr als 500 Kalorien verbraucht. Keine schlechten Werte für einen Radtouristen.

(RP)
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